Zitiert: Neue Kulturstaatsministerin setzt die Film-Politik der alten unerschrocken fort

Seit Jahrzehnten verhindern die Novellierungsprozesse grundsätzlichere Überlegungen, weil sie allein als Aushandlungsprozess zwischen Politik und Lobbyismus stattfinden. Einen kulturellen Auftrag im Sinne des Gemeinwohls für Film und Kino, wie das für alle anderen Künste und Kulturbauten unbestritten der Fall ist, erkennt keiner mehr. Interessen also, die durch die Verfassung geschützt sein sollten, Film und Kino als kulturelle Praxis zu bewahren, wenn die Geschäfte gemacht sind, nimmt niemand wahr. Auch Filmkritik, die allseits gerade zum Service abgewickelt wird, ändert daran nichts mehr, resümierte resigniert eine Kollegin.

Die neue Kulturstaatsministerin setzt die Politik der alten unerschrocken fort, nur in Grün, und besaß nun sogar die Unverfrorenheit, die Mittel des German Motion Picture Fonds (GMPF) aus eigenem Haushalt und damit aus Steuermitteln um weitere 15 Millionen aufzustocken, damit es mit den großen Geschäften ungestört weitergehen kann. Auf Kosten der Kultur, denn der Gedanke, Film und Kino von gewerblichen Interessen freizustellen, wird allenfalls belächelt. Der Verleiher Torsten Frehse konnte daher beim besten Willen nicht mehr begreifen, warum man ein prosperierendes Geschäft subventioniert und nicht antizyklisch behandelt. Man ahnt schon in Umrissen, warum, denn die Grünen zeigten sich bereits vor der Wahl allein wirtschaftlichen Interessen am Kino gegenüber aufgeschlossen; damit freilich standen sie nicht allein, sofern man das beruhigend finden möchte. Die Filmwirtschaft bläst zum letzten Geschäft mit dem Kino; die Zeche bezahlt der Staat.

Lars Henrik Gass, filmdienst.de, 28.4.2022 (online)

Kommentar verfassen

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)