Zitiert: Riskanter Handel im Kino mit gefühlten Wahrheiten

Wann immer sich das Kino die Wirklichkeit zum Vorbild nimmt, und das tut es wahrlich oft, wird irgendjemand darauf hinweisen, dass die Abbildung nicht akkurat genug ist. …

Vor ein paar Jahren hätte jeder, der dem Kino verbunden ist, ohnehin gesagt, dass Filme keine Lehrveranstaltung sind. Wer es genauer wissen will, sollte ein Geschichtsbuch lesen. Wer sich Greta Garbo in „Mata Hari“ aus dem Jahr 1931 ansieht und dann glaubt, er wisse jetzt alles über die Spionin, deren Leben diese Geschichte so ungefähr erzählt, ist selbst schuld. …

Es hat früher andere Debatten übers Kino gegeben, über die Auswirkungen der Geschichten auf Menschen. Besonders heftig entbrannten sie um die Jahrtausendwende, als eine Reihe von Morden geschahen, die von Filmen inspiriert zu sein schienen oder wo die Täter einen Film als Vorbild nannten. Es gab ein „Natural Born Killers“ Pärchen, einen „Scream“-Nachahmer, einen, der jemanden erstach und es auf „American Psycho“ schob, als wäre die Kunst für sein Handeln verantwortlich. Vielleicht steckt einfach viel zu viel Kino in unserem Alltag. Das Kino handelt mit gefühlten Wahrheiten, und das tun heute viel zu viele andere auch.

Susan Vahabzadeh, Süddeutsche Zeitung, 26.02.2019 (online)

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