ARD-Doku über Carsten Maschmeyer geht nicht an die Wurzel

 

Insgesamt 3,86 Millionen Zuschauer sahen am Mittwochabend im Ersten Der Drückerkönig und die Politik“. Der Marktanteil lag bei 12,5 Prozent. Im ERSTEN ist auf diesem Sendeplatz um 21.45 Uhr ansonsten Frank Plasbergs Hart aber fair zu sehen. Die Polit-Talkshow hatte 2010 im Durchschnitt 3,48 Millionen Zuschauer, so sueddeutsche.de.

Am Mittwoch um 19 Uhr, so die FAZ, ging beim Norddeutschen Rundfunk eine Abmahnung der Anwaltskanzlei Prinz ein. Aufgefordert wurde der Sender, auf Bilder über einen bestimmten Auftritt von Carsten Maschmeyer zu verzichten.

Unklar ist für die Financial Times Deutschland, warum sich Carsten Maschmeyer auf eine Schlacht einlässt, die er nicht gewinnen kann. Schließlich hat er in seinem Berufsleben schon ganz andere Kritik eingesteckt. Zumindest gegenüber BILD schweigt Carsten Maschmeyer nicht. Doch warum kann er diese Antworten nicht auch dem NDR geben? Wahrscheinlich ist ihm klar, dass er vor der Kamera nur verlieren kann – denn irgendwann müsste er das Gespräch – so wie Kristina Köhler – abbrechen. Und diese Bilder kämen nicht gut. Dabei hat er das Recht auf seiner Seite, wie es aussieht. Anscheinend hat er ja nichts Verbotenes getan. Sonst wäre die Staatsanwaltschaft ihm schon längst auf den Fersen.

 

„Womöglich, so suggierte die Reportage, haben AWD-Berater ihren Kunden bei der Gelegenheit weit riskantere dafür aber provisionsträchtige Produkte verkaufen können. Einen Beweis liefert die Reportage jedoch nicht“, bedauert die Wirtschaftswoche. „Schade nur, dass die Zuschauer dafür auf harte Fakten, eine klar dokumentierte Beweisführung und konkrete Zahlen verzichten mussten.“ Zwei Beispiele sind nur der Einstieg. Die Antwort auf die Frage, wie viele AWD-Opfer es mindestens gibt, blieb offen.

Stephan Wels, Leiter der Abteilung Innenpolitik beim NDR, sagte laut Hamburger Abendblatt am Dienstag bei der Pressevorführung in Hamburg, der Film liefere keine neuen nachrichtlichen Erkenntnisse, vielmehr handle es sich um „eine pointierte Zusammenschau“ über Maschmeyer und seine Arbeit bei AWD. „Wir sind der Frage nachgegangen, wo Maschmeyers Reichtum herkommt.“ Nun, dazu hätte man ihn nicht direkt befragen müssen. Warum soll er dies auch erklären? Spannend wäre für mich zu wissen, ob und wie er auf die Gesetzgebung Einfluss nahm, welche gesetzlichen Änderungen ihm die Tür zu seinem Reichtum öffneten.

„Die Frage, die Lütgert umtrieb, war ja berechtigt: Wie konnte ein Schnauzbart tragender Vertretertyp mit weißen Tennissocken und Slippern für gestandene Politiker wie Gerhard Schröder (SPD) oder Christian Wulff (CDU) „ein Freund“ werden?“, so der Tagesspiegel. „Doch Lütgerts inszeniertes Unverständnis ist so beherrschend, dass die Suche nach der Antwort misslingt. Schade, die Story war gut.“ Reporter Christoph Lütgert inszenierte sich zu sehr.

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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