Zitiert: Die ARD will dem Dokumentarischen mehr Sendezeit in der Primetime geben

Ich weiß, dass der ARD auch schon vorgeworfen wurde, zwar den politischen Dokumentarfilm stolz zu seiner DNA zu zählen, aber mit Sendeplätzen und mit Geld zu geizen. Lassen Sie es mich einmal so sagen: Das könnten wir uns heute, im Jahr 2022, mitten in der digitalen Transformation, gar nicht mehr leisten. Denn längst sind gut recherchierte und sorgsam produzierte Dokumentarfilme als Gegenmittel, gegen hastig ins Netz gepostete Fake News bekannt, erwartet, gewünscht. Linear und digital. Wir beobachten in der ARD-Mediathek einen regelrechten Sog zum langen und mittellangen Dokumentarfilm. Diesem Interesse an Tiefenschärfe, an Analyse zu einzelnen Themen, zu mehr Hintergrund, mehr Einordnung in größere Zusammenhänge, will die ARD entsprechen. Und so geben wir dem Dokumentarischen mehr Sendeplätze in der Primetime – zuletzt dem wichtigen Coming Out-Film in der katholischen Kirche „Wie Gott uns schuf“, der an einem Montag um 20:30 Uhr nach einem Brennpunkt gesendet wurde. […]

Es wird noch einige Zeit dauern, bis wir einen Dokumentarfilm über den Krieg in der Ukraine sehen werden. Ich mache hier einen deutlichen Unterschied zwischen den Genres des Dokumentarfilms und der Dokumentation, der Reportage und dem Bericht. Die einen sind aktuell, unmittelbar, die anderen analysieren umfassend den Kontext. Ein Dokumentarfilm benötigt Zeit, eine gewisse zeitliche Distanz vom Ereignis. Erst, wenn die letzten Fragmente nach einer Explosion auf dem Boden gelandet sind, beginnen Dokumentarfilmerinnen und – filme ihr Werk.

Patricia Schlesinger, medienpolitik.net, 30.4.2022 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)