Dokumentiert: Horst Röper zur Fernseh- und Filmproduktion 2011 und 2012

So führt Media Perspektiven (11/2014, S. 556) in die Studie ein: „Die Strukturen und Entwicklungen auf dem deutschen Fernsehproduktionsmarkt sind seit nunmehr eineinhalb Jahrzehnten Gegenstand einer zweijährlichen Studie des Dortmunder FORMATT-Instituts. Die Ergebnisse der aktuellsten Erhebung für die Untersuchungsjahre 2011 und 2012 zeigen eine Branche, die trotz einiger großer Player in vielen Segmenten nach wie vor kleinteilig strukturiert ist und deren Firmenzahl und Produktionsvolumen jährlichen Schwankungen unterliegen. So ist die Zahl der aktiven Produktionsunternehmen gegenüber der Voruntersuchung stark gestiegen. Dadurch war das durchschnittlich je Firma erstellte Produktionsvolumen rückläufig.“

 

Wesentliche Aussagen der 16seitigen Kurzfassung sind:

 

  • Die Zahl der aktiven Produktionsunternehmen ist gestiegen.
  • Die meisten Firmen gab es in Berlin, vor Nordrhein-Westfalen.
  • Neue Firmen werden auffällig oft von kleinen Sendern beauftragt.
  • Das durchschnittliche Produktionsvolumen je Firma ist rückläufig. Die Unterschiede beim durchschnittlichen Jahresoutput waren zwischen den Länderbranchen erneut groß. 2011 kamen die Betriebe in den sonstigen Ländern auf nur 548 Minuten, jene in Nordrhein-Westfalen dagegen auf 1.310 Minuten. 2012 ist die Differenz noch gewachsen.
  • Eine geringere Zahl abhängiger Firmen erzielt mehr Auftragsvolumen. Senderabhängige Unternehmen haben zudem deutlich höheren Output als unabhängige Firmen. Die abhängigen Unternehmen erreichten 2011 eine durchschnittliche Jahresproduktion von fast 3.100 Minuten je Firma. 2012 steigerten sie diesen Wert auf 3.351 Minuten. Der Durchschnitt lag knapp sechsmal so hoch wie jener der unabhängigen Firmen mit 575 Minuten. 2011 waren diese auf ein Durchschnittsvolumen von nur 566 Minuten gekommen.
  • Senderabhängige Betriebe dominieren vor allem bei den TV-Movies. In diesem Genre lag der Marktanteil der abhängigen Produzenten in den beiden Jahren bei rund 60 Prozent, also wesentlich höher als ihr Anteil an der Gesamtproduktion in Höhe von rund 40 Prozent.
  • Die Marktanteile der größten Produzenten gestiegen, aber noch unter Höchstwerten früherer Zeiten.
  • Die Fictionproduktion ist 2012 gesunken – vor allem werden weniger Serien produziert. Insbesondere Sat.1 erteilte weniger Aufträge. Größter Auftraggeber war die ARD mit 48.000 Minuten im Jahr 2012 und 56.000 Minuten im Jahr 2011. Die  Dritten Programme beauftragten 12.000 Minuten im Jahr 2011 bzw. 11.000 in 2012. ARD und ZDF beauftragten 89% (2011) bzw. 87% (2012) der Movieproduktion.
  • Im Informationsgenre (Magazine und journalistische Langformate) sind die Aufträge rückläufig. Der Anteil dieser Genres an der gesamten Auftragsproduktion ist gesunken.
  • Journalistische Langformate sind in den Untersuchungsjahren zwar leicht weniger nachgefragt worden als noch 2010, doch lag das Produktionsniveau 2012 mit 89 000 Minuten und 2011 mit 94 000 Minuten deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. In den beiden Untersuchungsjahren sind jeweils rund 1.1 00 Produktionen beauftragt worden, davon nur wenige mit mehreren Teilen. Die langen Dokumentarfilme haben einen Anteil von etwa 10 Prozent an der Fallzahl. Anders als in früheren Jahren überwog die kurze Form mit 30 Minuten. Das ZDF wies für 2011 und 2012 mit je rund 9.000 Minuten einen gleich bleibenden Bedarf aus. Für die ARD betrug die Nachfrage 2011 gut 7.000 Minuten und 2012 gut 5.000 Minuten.
  • Die Produktion von Kinofilmen ist in der Langzeitbetrachtung enorm gestiegen. 1999 hatte das Produktionsvolumen noch bei 8.400 Minuten gelegen. 2011 später wurde mit 23.000 Minuten ein Allzeithoch erreicht. Dieses lag um 4.000 Minuten oder 23 Prozent über dem damaligen Rekordwert des Jahres 2010 von 18.700 Minuten. Dieser rasanten Steigerung folgte 2012 allerdings ein starker Abschwung auf nur noch knapp 20 000 Minuten. Die Branche ist extrem kleinteilig. Die durchschnittliche Jahresproduktion pro Firma lag 2012 bei 1,1 Filmen.

 

Für den Bereich der öffentlich-rechtlichen Anstalten ist keine Reduzierung der Produktionsaktivitäten über Tochter- und Beteiligungsunternehmen erkennbar. Dies gilt, obwohl gerade die beiden größten Produktionsgruppen, Bavaria Film und Studio Hamburg, in den letzten Jahren schlechte Bilanzen vorgelegt haben. Studio Hamburg machte Millionenverluste.

 

Insgesamt aber ist die deutsche Produktionsbranche trotz des Engagements ausländischer Firmen eine überwiegend kleinteilig strukturierte Branche geblieben.

Zur Internationalisierung der Produktion trägt die wachsende Zahl von Aufträgen ausländischer Sender an deutsche Produzenten bei. Solche Aufträge werden im Rahmen dieser Studie nicht systematisch erfasst. Die Erkenntnisse darüber basieren auf Nebenergebnissen von Recherchen bei deutschen Unternehmen. Unzweifelhaft ist die Anzahl von Produktionen im Auftrag von ausländischen Auftraggebern in den Untersuchungsjahren deutlich gestiegen.

 

 

 

Aussagen zum MDR-Gebiet:

Die sonstigen Länder wiesen über die beiden Jahre einen Zuwachs von 22 Firmen auf. Den größten Zugewinn verbuchte Niedersachsen mit 13 Betrieben. 2012 waren dort genau wie in Baden-Württemberg 37 Firmen aktiv. Hessen hatte zwei Betriebe weniger und kam auf 36 Firmen, Sachsen nach einem Zugewinn von vier Firmen auf 30. Einen ungewöhnlich hohen Zuwachs verzeichnete Sachsen-Anhalt: von vier Firmen im Jahr 2010 auf elf in 2012. Ungewöhnlich war auch die Steigerung in Brandenburg von zehn auf 19 Firmen in 2011. 2012 waren es allerdings nur noch 13 Firmen. Auffällig ist der relativ große Rückgang in Bremen von neun Firmen in 2010 auf fünf in 2012. (S. 557)

 

 

Kurzfassung

 

 

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