Dokumentiert: Nachrichtenkonsum im Netz steigt an – auch klassische Medien profitieren

Plattformübergreifend betrachtet, das heißt als Nettowert aus linearen und nicht-linearen Ausspielwegen berechnet, sind hierzulande die Rundfunksender erste Anlaufstelle für aktuelle Information: 91 Prozent der deutschen Internetnutzer informieren sich laut Digital News Report bei diesen regelmäßig, 53 Prozent der Internetnutzer greifen regelmäßig offline oder online auf Printtitel zurück. Dabei informiert sich ein Fünftel der deutschen Onlinenutzer sogar exklusiv über Rundfunkangebote (offline und online). Ausschließlich nativen Onlineanbietern wie Aggregatoren, Providerportalen, sozialen Netzwerken oder Blogs vertrauen lediglich 3 Prozent. …

 

Die Nachrichtennutzung im Web ist in Deutschland im internationalen Vergleich (noch) unterdurchschnittlich ausgeprägt. Digitale Verbreitungswege wachsen hier langsamer als in anderen Industrieländern, traditionelle Nutzungsmuster sind in Deutschland weiterhin dominierend. Dies bedeutet allerdings nicht, dass die digitale Transformation in anderen Ländern dazu geführt hätte, dass reine Onlineplayer die Onlineauftritte der klassischen Medien abgelöst hätten. Beispielsweise erreichen auch in Japan und Australien, wo MSN oder Yahoo das Ranking bei den Onlinenachrichten anführen, die klassischen Medienmarken hohe Nutzungswerte im Netz. In den meisten Ländern zeigt sich damit zweierlei: Die klassischen Nachrichtenmarken nehmen auch im Internet eine starke Position ein, und es herrscht ein Nebeneinander von Online- und Offline-Nachrichtennutzung. …

Allerdings sollte nicht übersehen werden, dass jeder fünfte Onliner bislang noch keine aktuellen Nachrichten im Web nutzt. Diese Nichtnutzer lassen sich in zwei Gruppen aufteilen: Bei den Jüngeren ist von einer generellen, medienübergreifenden und von daher auch besorgniserregenden Distanz zu aktuellen Nachrichten auszugehen. Bei den älteren Nichtnutzern ist dagegen eine grundsätzliche Distanz zum Internet, insbesondere zu seiner mobilen Nutzung, die entscheidende Hürde. Nachrichten werden von dieser Gruppe auf traditionellem Weg, zum Beispiel über die Tageszeitung und das Fernsehen, rezipiert.

Jüngere nutzen Onlinenachrichten deutlich häufiger und intensiver als Ältere. Diese hohen Nutzungsfrequenzen ergeben sich dadurch, dass Jüngere das Internet generell stärker für alle Motive und Funktionen des Alltagslebens nutzen und wegen ihres sehr intensiven Checking- und SnackingVerhaltens via Smartphone. Dabei haben klassische Nachrichtenmarken für die 14- bis 29-Jährigen im Internet weiterhin einen hohen Stellenwert, ebenso wie Suchmaschinen, Messaging-Dienste und soziale Netzwerke (diese mit leicht abnehmender Tendenz). Mit anderen Worten: Nachrichtenrezeption im Internet findet sowohl auf den beliebtesten Plattformen statt als auch direkt über die Websites und Apps der starken Offlinemarken.

Dass die jüngeren wie die älteren Onliner sich im Netz stark an den klassischen News-Marken aus Print, Fernsehen und Radio orientieren, zeigt vor allem zweierlei: Der Markentransfer aus der Offlinewelt in die Onlinewelt funktioniert. Und: Nachrichten im Netz werden additiv statt alternativ zu den Nachrichtenangeboten in den klassischen Medien genutzt.

 

 

(Birgit van Eimeren, Wolfgang Koch: Nachrichtenkonsum im Netz steigt an –

auch klassische Medien profitieren. Media Perspektiven 05/2016, S. 277 ff., online)

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