Sascha Hölig und Uwe Hasebrink vom Hans-Bredow-Institut für Medienforschung an der Universität Hamburg werteten die Ergebnisse des Ergebnisse Digital News Survey 2016 des Reuters Institute aus. Dabei stellt sie vor allem fest:
- Soziale Medien werden vor allem als Zusatz zu klassischen Medien als Nachrichtenquelle genutzt
- in Deutschland spielen – im Gegensatz zu anderen Ländern – soziale Medien eine vergleichsweise geringe Rolle bei der Nachrichtennutzung
- die Nutzer schätzen die Quellenvielfalt und Verbreitungsgeschwindigkeit in den sozialen Netzwerken
- Journalistische Leistung wird als solche nach wie vor anerkannt
- eine algorithmengesteuerte Nachrichtenauswahl, die auf den Nutzungsinteressen der eigenen Freunde basiert, halten durchschnittlich 23 Prozent der deutschen Onliner (Gesamtstudie: 22 Prozent) für einen guten Weg
- wenige Nutzer sind aktiv an nachrichtenbezogener Kommunikation beteiligt.
„Die wichtigsten Gründe, soziale Medien als Nachrichtenquelle zu verwenden, sind die einfache Art, auf verschiedene Quellen zuzugreifen, die hohe Geschwindigkeit der Nachrichtenverbreitung und die leichte Möglichkeit, Artikel zu teilen und zu kommentieren.“ Allerdings kommentieren nur wenige Onliner.
„Während die nachrichtenbezogene Quellenvielfalt in sozialen Medien sehr geschätzt wird, sind sich die Nutzer durchaus bewusst, dass die Gefahr besteht, wichtige Informationen oder gegenteilige Meinungen zu verpassen. Dennoch halten viele Onliner die präsentierte Nachrichtenauswahl, die auf den eigenen Interessen basiert, für einen guten Weg. Auf der anderen Seite schließt das nicht aus, auch eine journalistisch-redaktionelle Auswahl gutzuheißen.“ Viele nutzen soziale Medien zusätzlich zu Nachrichten aus Fernsehen, Zeitung, Radio oder zu redaktionellen Onlineangeboten. Sie sind also nur eine von mehreren Nachrichtenquellen. Dabei „kommt ihnen eher die Rolle des Stammtischs mit den dort verhandelten Themen zu als die des Forums für gesellschaftlich relevante Informationen. In der öffentlichen Diskussion scheint diese spezifische Rolle mitunter etwas in den Hintergrund zu rücken. Durch die zahlreichen Erwähnungen von Twitter-Tweets und Facebook-Posts kann schnell der Eindruck entstehen, soziale Netzwerke repräsentierten die Gesellschaft. Dem gegenüber sollte nicht vernachlässigt werden, dass sich nur wenige in aktiver Form an der nachrichtenbezogenen Kommunikation in den sozialen Medien beteiligen und sich der größte Teil der Bevölkerung weiterhin im Wesentlichen aus journalistischen Angeboten informiert.“
Sascha Hölig und Uwe Hasebrink, Media Perspektiven 11/2016, S. 534 ff. (Weiterlesen)