Die taz zitiert den Spiegel-Reporter Christoph Reuter aus einem Interview, dass er der Internetplattform alsharq.de zur Syrienberichterstattung gegeben hat „Die deutschsprachigen Medien … fahren halt immer wieder auf der Schiene der Ausgewogenheit im Sinne ’die einen sagen das, die anderen sagen das – und man kann es leider nicht überprüfen‘, was eine Bankrotterklärung ist für den Journalismus.“ Journalismus heißt für Christoph Reuter nicht, „dass ich nur Version A und dann B höre und dann gleichwertig präsentiere. Sondern es heißt, dass ich mir alle Versionen anhöre und dann versuche herauszufinden, was wirklich passiert ist.“
„Er steht mit dieser Ansicht weitgehend allein da“, so Ines Kappert in der taz. „Die humanitäre Katastrophe in Syrien und im Irak sowie der Siegeszug der internationalen Islamisten sind nicht nur das Ergebnis einer verfehlten internationalen Außenpolitik, sondern auch eines Journalismus, dessen Sensationslust keinen Raum mehr lässt für Recherche und Analyse und die Diskussion von längerfristigen Lösungsansätzen. Der sich hinter einem Gefühl der Überforderung versteckt und Nabelschau betreibt. Der seinen Auftrag verrät.“
Ein Zitat aus dem Interview: „Ausgewogenheit ist zu einem Placebo-Begriff geworden. Journalismus heißt ja nicht, dass ich nur Version a und dann b höre und dann gleichwertig präsentiere. Sondern es heißt, dass ich mir alle Versionen anhöre und dann versuche herauszufinden, was wirklich passiert ist. Manchmal gibt es ja auch nicht nur Version a und dann b, sondern noch c, d, e. Oder es gibt nicht einmal einander widersprechende Versionen, weil ja nicht mal klar ist, worum sich die Versionen drehen. Sondern es gibt eine Wirklichkeit, von der wir gar nicht wissen, wie sie aussieht. Hierfür bekommen wir ein gewisses Gefühl, indem wir neben dem, was wir wissen wollen, uns einfach treiben lassen. Man muss so viel Zeit wie möglich mitbringen und offene Ohren haben.“