„Landkarten für das 21. Jahrhundert“ haben die Macher des DLD ihren rund 800 Gästen bei der diesjährigen DLD Conference vom 24. – 26. Januar 2010 in München versprochen. DLD steht für digital, life und design. Seit dem Jahr 2000 gibt es diese Konferenz, die von Verleger Hubert Burda veranstaltet wird. Sein Ziel: Der Blick nach vorne. Im Vorfeld der jährlichen Davos-Konferenz lädt er hierzu internationale Gäste aus den Bereichen Wirtschaft, Medien, Wissenschaft und Kultur zu sich in die bayerische Landeshauptstadt.
Am Ende ist sich die diesjährige DLD-Conference, die sich selbst als das europäisches Forum der kreativen Klasse versteht, treu geblieben: Es war eine Aufmerksamkeitskonferenz. Es wurde an den drei Tagen über Themen gesprochen, mit denen Aufmerksamkeit generiert werden soll. Aber es fehlten in diesem Jahr die großen Namen unter den Sprechern, wie man es noch in den vergangenen Jahren gewohnt war. Auch konnten auf der DLD-Conference kaum Schlagzeilen gemacht werden. Wie fassten es die Kollegen vom Branchendienst Meedia schön zusammen? Es gab in diesem Jahr vor allem viele Nicht-Nachrichten. Facebook will nicht an die Börse, die US-Videoplattform Hulu kommt erst einmal nicht nach Deutschland und als Gast nahm man den Eindruck mit, dass Verleger sich weiter nicht in das Internet verliebt haben. (Auch wenn sich in diesem Jahr der Springer-Vorstand sehr aktiv an der DLD-Conference beteiligte.)
Zurück zu den Sprechern. Trotz der fehlenden großen Namen gab es für die Teilnehmer genügend Impulse rund um die Zukunftsthemen. Als der Schöpfer der TV-Serie Heroes, Tim Kring, über das Storytelling der Zukunft sprach, als Christoph Schlingensief sein Opernprojekt in Afrika präsentierte, als Jungforscher Jonathan Harris seine Ergebnisse des spannenden „Emotionen im Web“-Projekts We feel fine vorstellte – dann wurden die Gäste nicht nur gut unterhalten, sondern auch kreativ herausgefordert.
Emotional wurde es, als neue und alte Geschäftsmodelle aufeinander trafen. Unter das Schlagwort „Disruptive“ wurde nicht nur die Eröffnungs-Diskussion gestellt – das Motiv „disruption“ tauchte auch ständig in den Diskussionen wieder auf: Als Verleger auf Suchmaschinen-Betreiber trafen, um über Macht im Netz zu sprechen, oder wenn Journalisten sich wundern, dass Contentfarm-Betreiber an ihren Inhalte-Produzenten nur ein Minihonorar auszahlen, aber trotzdem so viele Inhalte verbreiten können, um unendlich viele Werbegelder zu akquirieren oder gar zum größten Videolieferanten bei YouTube avancierten.
Bestes Beispiel, dass auch die zweite Sprecher-Garde interessant sein kann, war Google-Chef-Juristen David Drummond (siehe Foto, mitte). Er berichtete aus erster Hand vom Streit zwischen Google und der chinesischen Regierung. Google hatte in den letzten Jahren die Zensur-Bedingungen der Regierung akzeptiert, die Entscheidung jetzt aber zurückgezogen. Wenn die chinesische Regierung das Abschalten der Zensur nicht akzeptiert, will sich Google aus dem chinesischen Markt zurückziehen. Die Zensur ist abgeschaltet – eine Reaktion von China steht noch aus.
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Doch Zukunft darf auch Spaß machen, das zeigte sich am Rand der Diskussionen und Interviews auf den Podien der DLD. Zum heimlichen Star der Konferenz entwickelte sich schnell der Roboter Hotshot. Die Maschine rollte drei Tage unermüdlich von Stehtisch zu Stehtisch, um zum networken. Er gab sogar Interviews.
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Für die Medienschaffenden gab es auf der DLD eine ordentliche Portion Optimismus mit auf den Weg. „Weg mit den ganzen Krisengedanken“, das forderte auch Medienberater Jeff Jarvis.
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Zum guten Ton der DLD gehört es, dass Hubert Burda den Aenne Burda Award verleiht. Der Preis soll seit 2006 erfolgreiche junge Frauen bestärken, ihrem eingeschlagenen Weg treu zu bleiben, an ihre Ideen zu glauben und sie durchzusetzen. In diesem Jahr ist Mitchell Baker, die Vorsitzende der Mozilla Foundation, ausgezeichnet worden (siehe Foto, links) – vor allem auch für ihre Arbeit rund um den Browser Firefox. Für Baker ist der Firefox kein Thema der Zukunft mehr – auch wenn sie hierfür ausgezeichnet wurde. Sie sieht sich eher einer „disrupted“ Branche zugehörig. Auf Mitchell Bakers Landkarte für das 21. Jahrhundert ist nämlich keine Software zu finden. Würde sie heute noch mal anfangen, dann würde sie nur noch Webdienste entwickeln. (Daniel Fiene)
P.S.: Ein Fazit-Video, das ich mit der Kollegin Franziska Bluhm von RP ONLINE aufgenommen habe, gibt es hier.
Fazit:
Wissenswert: ****
Unterhaltungswert: ***
Kontaktwert: ***
Ambiente: ***