Markus Schächter war erst der vierte Intendant in den 60 Jahren des ZDF. Es war für viele eine Überraschung, dass gerade er vor 11 Jahren, am 10. März, gewählt wurde. Es war der 5. Wahlgang zum dritten Wahltermin. Zuvor hatten sich die CDU- bzw. SPD-nahen Freundeskreise blockiert und jeden Kandidaten an der notwendigen Drei-Fünftel -Mehrheit scheitern lassen. Gewählt wurde Markus Schächter, wie alle seine Vorgängen und auch sein Nachfolger Thomas Bellut, von einem Fernsehrat, dessen Besetzung der anstehenden verfassungsrechtlichen Überprüfung beim Bundesverfassungsgericht kaum standhalten wird. Im ZDF-Fernsehrat können nur 5 von 77 Mitgliedern als wirklich unabhängig angesehen werden. Sie werden von den Kirchen und dem Zentralrat der Juden gestellt. Die übrigen 72 Mitglieder werden von der Politik ausgesucht. 3 Vertreter schickt der Bund und 12 die Vorstände der im Bundestag vertretenen Parteien. Bleiben 57 – also 74 Prozent -, die von den Ministerpräsidenten bestimmt werden.
Wie Politik agiert und funktioniert, hatte Markus Schächter spätestens bei seinem vierjährigen Abstecher ins Kultusministerium von Rheinland-Pfalz erkannt. In der CDU-Alleinregierung unter Bernhard Vogel war er Abteilungsleiter der Öffentlichkeitsarbeit im Kultusministerium. Von dort wechselte er 1981 endgültig zum ZDF.
Markus Schächter war kein Mann der Konfrontation, der Zuspitzung. Dies zeigte sich insbesondere in der Causa Brender. Er schöpfte nicht alle Mittel aus, seinen Chefredakteur im Amt zu halten. Weder ließ er das juristisch fragwürdige Vorgehen des Verwaltungsrats vor Gericht überprüfen, noch drohte er mit Rücktritt.
Er suchte nicht den Konflikt, sondern versuchte still im Hintergrund die Spielräume für einen Konsens auszuloten und dann auch für das ZDF zu nutzen. So gelang es ihm, das ZDF vom Ein-Kanal-Sender zum Mehr-Kanal-Sender zu entwickeln. Doch nun wollen Medienpolitiker, die ihm per Staatsvertrag den Auftrag für drei Digitalkanäle gaben, diese nun wieder zusammenstreichen.
Es lag auch mit an Markus Schächter, dass sich die Protagonisten von ARD und ZDF sowie privaten Rundfunk und Zeitungsverlegern aus den Schützengräben, in denen sie jahrelang verharrten, aufeinander zu bewegten. Viele Kämpfe scheinen so nun nur noch für die Öffentlichkeit inszeniert zu sein.
So startete das ZDF am 23. Juni 2008 die Online-Video-Kooperation mit ZEIT ONLINE und lieferte u.a. das ZDF-Nachrichtenformat „ZDF 100-Sekunden“. Weitere ARD-Sender folgten diesem Modell.
Im Januar letzten Jahres überraschte er viele, als er seinen Rückzug ankündigte. Damit gewann er mehr als ein Jahr Unabhängigkeit und Gestaltungsfreiheit. Die nutzte er. So ist es wesentlich sein Verdienst, dass sich die Deutsche Content Allianz gründete, eine Zusammenschluss von ARD, ZDF, VPRT, Produzentenallianz sowie weiteren Verbänden. Auch BDZV und VDZ überlegen, ob sie beitreten. Dies ist eine Allianz aller alten Medienanbieter, die versuchen, ihre Verwertungsmodelle in die neue Zeit zu retten. Zuletzt forderte diese Allianz sogar die Bundesregierung auf, ACTA schnellstmöglich zu unterzeichnen. Allerdings bringt ACTA dem gebührenfinanzierten Sendern keinen nennenswerten Vorteil.
Während er immer neue Bündnisse schmiedete, zeigte sich das ZDF in Verhandlungen wie im Umgang mit denjenigen, die originäre öffentlich-rechtliche Inhalte liefern, wie zum Beispiel die Dokumentarfilmer, besonders hartleibig.
Zuletzt schien ihm manchmal sein gutes Gespür verloren gegangen zu sein. Er ging öfter einen Schritt zu weit. So als er in den letzten Jahren nicht, wie versprochen, Stellen abbaute, sondern zusätzliches Personal für die Digitalkanäle und die Mediathek einstellte. Früher hätte ihm das die KEF, die die Rundfunkgebühr ermittelt, durchgehen lassen. Doch dass diese Zeit der Vorzugsbehandlung vorbei ist, hatte er nicht erkannt.
Dass das ZDF Sat.1 aus der Champions League drängte, könnten viele nicht nachvollziehen. Dass das ZDF in Zukunft beim Vormittagsprogramm nicht mehr mit der ARD kooperiert, wurde stark kritisiert.
Markus Schächter sieht das ZDF auch in Konkurrenz zur ARD. Die Medienpolitik hatte diesen Wettbewerb, wie auch den mit den privaten Sendern gewollt. Doch der Kampf um Marktanteile ging auch immer mal wieder zu Lasten öffentlich-rechtlichen Profils.