NDR und SWR streiten mit Otto-Brenner-Stiftung über ihren Informationsgehalt

„Erfüllen SWR und NDR ihren Programmauftrag?“ fragte der SPIEGEL und verwies unter Bezug auf eine Studie der Otto-Brenner-Stiftung darauf, dass die dritten Programme ihren Info-Anteil künstlich hochrechnen. Selbst die Privaten würden nicht so stark auf Service-Themen und menschelnde Aufbereitung setzen.

 

Die Studie belege erstmals das Ausmaß der Boulevardisierung der Dritten, das dem der privaten Konkurrenz entspricht. Der NDR setze mit „fast der Hälfte der fernsehpublizistischen Beiträge“ einen Schwerpunkt auf Human-Touch-Berichterstattung.

 

 

Sowohl der SWR wie auch der NDR wehrten sich gegen die Zusammenfassung der Studie.

„Da sich Belege für die im Vorwort der Studie genannten negativen Bewertungen in der wissenschaftlichen Studie selbst nicht finden lassen, zielen auch die Presseartikel, die sich auf die Behauptungen des Vorworts berufen, ins Leere.“ So der SWR. Und der NDR wies die Darstellung zurück, das NDR Fernsehen vernachlässige seinen Informationsauftrag und unterliege einer „Boulevardisierung“.

Epdmedien fasste ein Ergebnis der Studie so zusammen: „Deutliche Unterschiede zum bundesweiten öffentlichrechtlichen Programm zeigen sich in der Aktualität der journalistischen Berichterstattung. Im Programm des SWR sind der Untersuchung zufolge sieben Prozent des Gesamtprogramms der tagesaktuellen Fernsehpublizistik zuzuordnen, im Programm des NDR sind es zwölf Prozent. Damit liegen die beiden Dritten eher auf dem Niveau der privaten Programme (RTL sieben Prozent, Sat.1 vier Prozent) als auf dem Niveau des Ersten (21 Prozent) und des ZDF (20 Prozent). Beim SWR und NDR sind die größten Werte für Beiträge ohne aktuellen Anlass zu finden, wie es in der Studie heißt.

Der Autor schreibt, die beiden Dritten Programme räumten der Human-Touch-Berichterstattung über Stars, Verbrechen, Unfälle und Katastrophen mehr Sendezeit ein als die bundesweite öffentlich-rechtliche und private Konkurrenz.

Beim SWR sind es 15 Prozent des Tages, das entspricht etwa 3,5 Stunden. Beim NDR sind es 21 Prozent und damit mehr als fünf Stunden täglich.“

Zum Abschluss schreibt Medienwissenschaftler Prof. Dr. Joachim Trebbe, Freie Universität Berlin, der Anteil der fernsehpublizistischen Formate in NDR und SWR sei überproportional hoch, „auch wenn die große Mehrheit der journalistischen Beiträge an einem durchschnittlichen Sendetag keinen Bezug zum Bundesland der jeweiligen Programmversion aufweist“. Der hohe Anteil gehe jedoch nicht mit einer überdurchschnittlich stark ausgeprägten Politikberichterstattung einher. Dies sei zurückzuführen auf die hohen Wiederholungsquoten und den breiten Raum, den Service-, Alltags- und Sachthemen in der Regionalberichterstattung einnehmen.“

Studie zum Nachlesen

Zusammenfassung

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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