Udo Michael Krüger und Thomas Zapf-Schramm gehen in ihrem Info-Monitpr 2015 auch wieder auf die Politker- und Parteienpräsenz im deutschen Fernsehen ein. Ihr Fazit:
“Das Jahr 2015 markierte die Mitte der laufenden 18. Legislaturperiode des deutschen Bundestages. Vergleicht man in dieser Phase die Auftrittschancen der Parteien, zeigt sich in allen Sendungen eine dominierende Präsenz der Großen Koalition. Zusammen repräsentierten die Politiker aus CDU, SPD und CSU auf Bundes- und Landesebene mehr als drei Viertel der Parteienpräsenz in den Fernsehnachrichten und übertrafen damit die beiden Oppositionsparteien, Bündnis 90/Grüne und Die Linke, um mehr als das Fünffache ihrer Auftritte, während die übrigen Parteien mit maximal 2 Prozent der Auftritte nahezu bedeutungslos blieben.
Im Sendungsvergleich erwies sich einmal mehr, dass kleinere Parteien größere Auftrittschancen in den öffentlich-rechtlichen Sendungen als in den privaten haben.” (S. 96 f.)
Sie führen dies auch konkreter aus: “Im Jahr 2015 hatten “CDU (40%) und SPD (28%) die meisten Auftritte. Zusammen mit der CSU (9%) entfielen über drei Viertel der Politikerauftritte (77%) auf Parteien, die auf Bundesebene die Große Koalition stellen. Gegenüber dem Vorjahr veränderten sich die Gewichte von CDU und SPD. 2014 lagen CDU (35%) und SPD (33%) noch dicht beieinander.
Dazu trug unter anderem die Präsenz Außenminister Steinmeiers im Ukrainekonflikt bei. Die tendenzielle Verdrängung des Ukrainekonflikts durch die Griechenlandkrise begünstigte nun die CDU durch vermehrte Auftritte von Merkel und Schäuble.
Auch die zunehmende Thematisierung der Flüchtlingskrise brachte der CDU vor allem durch die Rolle Angela Merkels in der Flüchtlingskrise mehr Auftritte als der SPD. Keine der übrigen Parteien erreichte mit den Auftritten ihrer Politiker die Präsenz der CSU (9%) als kleinste Partei der Koalition.
Auf Grüne (8%) und Linke (6%), die auf Bundesebene die Opposition bilden, entfielen zusammen nur 14 Prozent der Politikerauftritte. Unter den übrigen Parteien rangierte die AfD (2%) vor der FDP (1%) und den Piraten, der NPD sowie sonstigen Parteien (jeweils kleiner 0,5%). Auf Parteilose, im Wesentlichen durch die Auftritte von Bundespräsident Gauck repräsentiert, entfielen weitere 4 Prozent.” (S. 94 f.)
Mediaperspektiven 2/2016 (online)