Politiker gegen Königshochzeits-TV

„Die Royalisten in ihrem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf. Das muss auch Martin Stadelmaier zur Kenntnis nehmen“, schreibt der Tagesspiegel. Schon jetzt wird behauptet, dass 2 Milliarden Menschen die Hochzeit im Fernsehen verfolgen werden. Nur: Wo kommt diese Zahl?

„In der Zahl 2.000.000.000 drückt sich die Sehnsucht des Fernsehens nach Größe aus, nach einer vergangenen Zeit, in der sich die Gesellschaft jeden Abend um das bläulich schimmernde Lagerfeuer versammelte und Informationen und Storys austauschte“, so die Süddeutsche Zeitung.

 

„Es lebe die Republik! – Vom Niedergang der Weltmächte“. So heißt der Thementag bei Phoenix. Digitalfernsehen.de: „Der Fernsehsender Phoenix setzt heute den stundenlangen Übertragungen zur royalen Hochzeit auf allen großen TV-Sendern ein Kontrastprogramm entgegen.“

„Doppelübertragungen sind grundsätzlich ein Glaubwürdigkeitsproblem für die gebührenfinanzierten Anstalten, denn sie bedeuten, dass ARD und ZDF auf Programmvielfalt verzichten, um gegeneinander zu konkurrieren,“ so Claudia Tieschky in der Süddeutschen Zeitung. Und Christopher Keil kommentiert: „Für die Manager von ARD und ZDF ist die royale Vermählung eine Versuchung, der sie nicht widerstehen können. Sie wissen, dass sie eine hohe Quote bekommen werden – umsonst. Die Haltung, sich zu ergänzen, um Vielfalt zu sichern, ist bei ARD und ZDF nicht erkennbar.

Medienpolitikern, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk beaufsichtigen, ist die Parallelausstrahlung der Hochzeitsfeier aus London zu Recht nicht egal. Vertreter aller Parteien kritisieren ARD und ZDF dafür.“

Allerdings haben alle Parteien auch Vertreter in den Rundfunkräten. So sitzen die Kritiker Johannes Beermann (CDU), Martin Stadelmeier (SPD) und Marc Jan Eumann (SPD) – übrigens alle auch Regierungsvertreter – im ZDF-Fernsehrat. Sie können sich ja zusammentun und im ZDF-Fernsehrat den Antrag stellen, in Zukunft auf solche Doppelausstrahlung zu verzichten.

Bisher wurde nicht bekannt, dass ein Parteipolitiker, der in einem Rundfunkrat sitzt, die Doppelausstrahlung kritisiert hat. Es ist also wie immer ein doppeltes Spiel.

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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