Tom Buhrows Wahl zum WDR-Intendanten

 

Es lohnt sich, die Pressekonferenz nach der Wahl von Tom Buhrow zum WDR-Intendanten (zum Nachhören unter www.wwwagner.tv) nachzuhören. Zumindest können wir Dieter Anschlag von der Funkkorrespondenz danken, dass wir das Wahlergebnis der anderen beiden Kandidaten kennen. Doch es blieben so einige Fragen ungestellt.

 

 

Kann man denn von einem offenen Verfahren sprechen, wenn das Ergebnis so eindeutig ist, Tom Buhrow 41 der 47 abgegeben Stimmen erhielt? Die beiden unterlegenen Kandidaten müssen doch in der Findungskommission auch Unterstützer gehabt haben. Konnten diese Mitglieder der Findungskommission fast keine Rundfunkratsmitglieder von ihrem Wunsch-Intendanten überzeugen? Oder ging es nur darum, ein „transparentes, demokratisches und ergebnisoffenes Verfahren“ (WDR-Rundfunkratsvorsitzende Ruth Hieronymi) zu suggerieren? Wurden die beiden Kandidaten also nur als Mittel zum Zweck gebraucht. Nahm die Findungskommission also bewusst in Kauf, diese beiden, die nur vier bzw. zwei Stimmen bekamen, zu „beschädigen“?

 

Ruth Hieronymi beschrieb, dass die „anstehenden programmlichen und finanziellen Herausforderungen … eine zukunftsorientierte Idee des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und eine hohe Kooperations- und Kommunikationsbereitschaft nach innen und außen“ erfordern. Sie stellte fest, dass Tom Buhrow „alle Voraussetzungen“ erfüllen würde. Er „bringt für die neue Aufgabe neben seiner großen Erfahrung im öffentlich-rechtlichen Senderverbund der ARD als Auslandskorrespondent und Moderator der „Tagesthemen“ hervorragende Fähigkeiten in der Kommunikation zur Vermittlung des öffentlich-rechtlichen Auftrags mit.“ Und so wird deutlich: Die Findungskommission suchte einen Kommunikator. Sie suchte keinen vehementen Verfechter, der die Idee des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zukunftsorientiert interpretiert und vorantreibt.

 

Bisher wurde nicht klar, welche Vorstellung Tom Buhrow mit öffentlich-rechtlichen Journalismus verbindet. Grundsätzliche Aussagen dazu hat er öffentlich nicht gemacht.

 

Denn wie steht er zur Unabhängigkeit der Journalisten? Dürfen öffentlich-rechtliche Moderatoren weiter bei Sparkassen oder Messen auftreten und sich fünfstellig entlohnen lassen, wie ZAPP im Juni 2009 aufdeckte?


Muss sich die Berichterstattung, insbesondere in den Nachrichtensendungen, ändern? Oftmals werden Tatsachenbehauptungen, die durch die Realität nicht gedeckt sind, gebracht und als Meinungsvielfalt deklariert. Viele der verwendeten Begriffe, wie „Märkte“, „Anleger“, „Schuldenkrise“, „Schuldensünder“, „Schuldenstaaten“ und „Herdentrieb“, „führen in die Irre oder sie sind nur die halbe Wahrheit“, wie Albrecht Müller auf nachdenkseiten.de im Jahre 2011 darstellte.

 

Nun, Tom Buhrow wird derzeit wohl von einem Gefühl getragen, für das er einen Song der Band Deutsch Österreichisches Feingefühl auf der Pressekonferenz verkürzt zitiert: „Ich düse, düse und bring die Liebe mit.“ Im Song heißt es so: „Und ich düse, düse, düse, düse im Sauseschritt und bring‘ die Liebe mit von meinem Himmelsritt.“ Ja, dieser Refrain wird schnell zum Ohrwurm. Doch wie beginnt der Song? „Seit 2000 Jahren lebt die Erde ohne Liebe. Es regiert der Herr des Hasses.“ (Zum Nachsehen)

 

 

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)