Tourismusbeauftragter fordert wieder einmal Entzerrung der Ferienzeiten

Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Ernst  Burgbacher (FDP), hat den Regierungschefs der 16 Bundesländer geschrieben. Er bittet diese, „sich persönlich dafür einzusetzen, dass die Sommerferienzeit in Deutschland sobald wie möglich auf 90 bis 92 Tage ausgedehnt wird – so wie dies in früheren Jahren bereits der Fall war“, berichtet die Ostsee-Zeitung heute. Die Spanne der schulfreien Zeit sei in den vergangenen Jahren immer kürzer geworden. In 2014 soll es im Sommer sogar nur 71 Schulferientage geben.

„Das ist nicht gut für die Urlauber, nicht gut für die Hoteliers, Gastronomen und Freizeiteinrichtungen. Die Ballung der Ferien führt zu mehr Staus auf den Autobahnen, zu vollen Zügen und zu höheren Preisen. Im Schnitt gibt jeder Gast pro Tag 116 Euro aus. Mit jedem wegfallendem Ferientag gehen der deutschen Tourismusbranche 116 Millionen Euro verloren.“

Allerdings ist diese Rechnung fraglich. Sie würde ja voraussetzen, dass es Menschen gibt, die nicht in den Urlaub fahren können, weil sie keine freien Plätze bekommen. Zudem müsste er die von ihm selbst angesprochenen höheren Preise wieder gegenrechnen.

Übrigens hat die „Ballung der Ferien“ auch einen Vorteil – zumindest für die Kinder, deren Freundinnen und Freunde, Cousins und Cousinen in einem anderen Bundesland leben. Sie können nämlich gemeinsam Ferien machen, sich gegenseitig besuchen. Wird der „Ferienkorridor“ im Sommer auf 90 Tage, also 13 Wochen, ausgedehnt, kann man das Pech haben, dass sich die Sommerferien einzelner Bundesländer gar nicht mehr überschneiden.

Doch an Familie und Freunde denkt auch der für den für Tourismus zuständige Vizepräsident des ADAC, Max Stich, nicht. Die jetzige Ballung der Sommerferien sei „schlicht ein Wahnsinn. Zukünftig müssen die Ferienzeiten die touristischen, verkehrstechnischen und wirtschaftlichen Folgen wirksamer berücksichtigen.“

Ist diese Diskussion überhaupt aktuell? Welche Spielräume gibt es? Kriselt es gar in der Tourismusbranche?

Die Ferienzeiten sind bis zum Jahr 2017 durch die Kultusministerkonferenz verbindlich festgelegt.Der Deutschlandtourismus erzielte 2011 mit 394 Millionen Übernachtungen einen Rekord. Ernst Burgbacher erwartet 2012 die Rekordmarke von 400 Millionen Übernachtungen. „Damit könnten wir unseren Platz als Europameister ausbauen“, so Ernst Burgbacher im Interview. Doch wieso muss man dann die Ferienzeiten noch weiter entzerren?

 

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