Wer Wahlkämpfe manipuliert

Die Autor:innen Gesine Enwaldt und Peter Kreysler wagen in der „Story im Ersten“ ein höchst ungewöhnliches Experiment: Unter falscher Flagge und mit gefakter Identität schleust sich der Investigativjournalist Peter Kreysler in das Innere international agierender PR-Agenturen. Die Autor:innen dokumentieren hautnah, was in der Welt der Wahlkampfstrategen heute möglich ist, und liefern erstmals einen tiefen Einblick in die skrupellosen Geschäftsmethoden der Meinungsmacher. Das Ergebnis der verdeckten Recherche ist alarmierend und bestätigt, wovor Experten schon lange warnen. (Wahlkampf undercover: Wie PR-Profis uns manipulieren; daserste.de)

Der Journalist Peter Kreysler hat sich für eine ARD-Doku undercover von professionellen Wahlbeeinflussern beraten lassen – und skrupellose Angebote erhalten. Ein Gespräch. …. Das Verständnis von denen ist, dass sie Wahlen überall machen können. Sie machen Wahlkämpfe im Irak, in den Niederlanden, in Pakistan – erfolgreich. Sie sagen, dass sie mit ihren digitalen Mitteln aus Wählerprofilen das Sentiment, also die Gefühle der Wähler herausarbeiten können. Wenn man das kennt, kann man politische Botschaften so zuschneiden, dass sie treffen. Die Aussage von Thomas Borwick war: Wenn wir alles so machen, wie er sagt, dann würden 70 Prozent der Menschen, die unsere Botschaften sehen, „Die Partei“ wählen. Das ist natürlich Wahnsinn und zum Teil sicher auch Angeberei. Ob es stimmt, haben wir nicht ausprobiert, aber das ist das Selbstverständnis und das Geschäftsmodell dieser Leute. (Aurelie von Blazekovic, sueddeutsche.de, 30.08.2021 (online))

PR-Agenturen wie die hier vorgestellten gelten manchen als digitale Hexenmeister, die die öffentliche Meinung im Handumdrehen zugunsten ihrer Auftraggeber drehen können. Als Referenz gelten der Wahlsieg von Donald Trump bei der Präsidentenwahl 2016 in den Vereinigten Staaten und der Brexit. Dass Menschen Trump auch ohne „Manipulation“ gewählt haben könnten oder die Brexit-Befürworter an eine in Großbritannien weit verbreitete Stimmung anknüpfen konnten, kommt im Denken derjenigen, die beides allein auf Meinungsmanipulation im Netz zurückführen, nicht vor. … Dass alles möglich ist, wenn man nur über die richtigen Daten verfügt, ist das Geschäftsmodell von in London ansässigen Agenturen wie Kanto Systems oder New Century Media. … Für 850 000 Euro sei der „PARTEI“ der große Erfolg bei der Bundestagswahl versprochen worden, sagte Martin Sonneborn im Interview mit dieser Zeitung (F.A.Z. vom 28. August). Einen Stimmenanteil von bis zu neun Prozent stellte man den Satirikern in Aussicht, (Frank Lübberding. faz.net, 30.08.2021 (online))

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)