ZDF-Intendant Markus Schächter zum Abschied

„Im März 2002 wurde er zum Intendanten des ZDF gewählt. Er folgte damals auf Dieter Stolte, der 20 Jahre an der Spitze des Senders gestanden hatte. Schächter galt als Kompromisskandidat, weil sich die Vertreter von CDU und SPD im Fernsehrat zuvor nicht auf einen Kandidaten einigen konnten. 2005 wurde er mit dem besten Ergebnis, das ein Intendant im ZDF je erreicht hat, vorzeitig wiedergewählt“, blickt evangelisch.de zurück. Die FAZ beschreibt ihn so: „Er wirkt stets im Hintergrund und sucht die Vermittlung, nicht den Konflikt – was man ihm je nach Gefechtslage mal zum Vorteil, mal zum Nachteil ausgelegt hat. Hätte er jetzt eine Wiederwahl angestrebt, heißt es aus Gremienkreisen, wäre Schächter für weitere fünf Jahre ins Amt gekommen.“

„Das Ende seiner Amtszeit, zumindest die Ankündigung desselben, kommt genauso überraschend wie vor knapp elf Jahren seine Wahl zum ZDF-Intendanten“, so die Berliner Zeitung. „Das ZDF kommt nicht zur Ruhe. Erst der schwere Unfall eines Stunt-Kandidaten beim Show-Flaggschiff „Wetten, dass…?“ im Dezember, dann die diversen Schleichwerbungsvorwürfe, nun das“, vermeldet der TAGESSPIEGEL. „Er gibt sich in seiner Begründung amtsmüde und möchte die künftigen Aufgaben des Fernsehens in neue Hände legen“, stellt WELT ONLINE dar.

„Am 14. März 2012 endet sein Mandat, und in einem Brief an die Mitglieder des Fernseh- und Verwaltungsrates, der dem SPIEGEL vorliegt, teilt er mit, dass er sich nicht um weitere fünf Jahre als ZDF-Intendant bemühen werde“, schreibt der SPIEGEL. „ZDF-Intendant Markus Schächter hat heute in Mainz angekündigt, dass seine Amtszeit als Intendant des ZDF am 14. März 2012 enden werde. Er strebe keine weitere Amtszeit an. … Die Mitglieder des Fernsehrats und des Verwaltungsrats habe er in einem Brief vom Montag über die Entscheidung vorab informiert, so Schächter“, meldet presseportal.de. . „Es ist meine persönliche Überzeugung und mein Amtsverständnis, dass Spitzenpositionen in Top-Unternehmen nur in klarer Befristung erfolgreich ausgeübt werden können. Zwei Amtsperioden sind in meinen Augen ein gutes Zeitmaß und zehn Jahre die richtige Zeitspanne. In diesem Rahmen können Ziele definiert, ein Team zusammengeführt und die Ziele dann erfolgreich umgesetzt werden. Danach ist es Zeit, die Führung in andere Hände zu legen. Die Vorsitzenden des Fernsehrats und des Verwaltungsrats kennen meine Position in dieser Frage seit langer Zeit.“

Der Vorsitzende des ZDF-Verwaltungsrats, der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD), bedauerte das Ausscheiden. Schächter sei ein „hervorragender Intendant“, der das ZDF finanziell auf eine solide Basis gestellt und „das Haus programmlich für die Zukunft fitgemacht“.

Das „jetzt beginnende digitale Jahrzehnt“, so Schächter laut FAZ, werde „das klassische Fernsehen gravierend verändern“. Die Folgen der Verschmelzung von Netz und Fernsehen erforderten tiefgreifende Entscheidungen. „Es geht um eine langfristige Perspektive, die über eine mögliche nächste Amtsperiode hinaus reicht. Deshalb ist es vernünftig und sinnvoll, dass die Verantwortung für diese Weichenstellungen frühzeitig in neue Hände übergehen kann“, zitiert ihn die Süddeutsche Zeitung

Im epd-Interview mit Diemut Roether äußerte sich Schächter außerdem zu den Auseinandersetzungen um die Vertragsverlängerung des früheren ZDF-Chefredakteurs Nikolaus Brender.

„Markus Schächter hat sein Haus gut bestellt“, stellt die FRANKFUERTER RUNDSCHAU fest. „Der Sender hat keine Schulden mehr wie unter Schächters Vorgänger, er wurde, etwa mit der Mediathek, zum Pionier der digitalen Verbreitung von TV-Inhalten, und er hat es geschafft, aus dem Ein-Kanal-Sender ZDF ein breiter aufgestelltes Medium zu machen. Und ZDF neo bietet tatsächlich eine Chance, den rapiden Zuschauerschwund bei den Jüngeren etwas zu mildern.“

Wie nun weiter?

„Der Fernsehrat habe bis zum Ende von Schächters Amtsperiode grundsätzlich Zeit, eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger zu wählen, teilte der Vorsitzende des Gremiums, der CDU-Politiker Ruprecht Polenz, mit. Damit sich das Gremium möglichst schnell über ein Wahlverfahren verständige, habe er vorgesehen, dass das erweiterte Präsidium in seiner bereits seit längerem geplanten Sitzung am 31. Januar die nächsten Schritte erörtere“, so der Kölner Stadtanzeiger. „Als Favorit gilt bereits der einstige Politikjournalist und heutige Programmchef des ZDF, Thomas Bellut“, heißt es bei meedia.de. „Praktischerweise ist Bellut nicht nur nach der politischen Farbenlehre beim ZDF schwarz, sondern bei der Union auch beliebter als sein Noch-Vorgänger Schächter. Und gilt trotzdem als den „Roten“ im Fernsehrat vermittelbar“, so die taz.

Am 18. Februar tagt der ZDF-Fernsehrat, um die Regularien für die Wahl des Nachfolgers von Markus Schächter festzulegen. Thomas Bellut arbeitet seit dem Volontariat für das ZDF, so die Berliner Zeitung. Weitere Stationen: ZDF-Magazin „Länderspiegel“, Berliner Berichterstatter, er leitete die Hauptredaktion Innenpolitik und moderierte mit Klaus Bresser und Nikolaus Brender die Sendung „Was nun, …?“. Seit 2002 ist er als Programmchef die Unterhaltungsformate des ZDF zuständig und damit auch für die Politserie „Kanzleramt“ sowie die Satire-Formate „Neues aus der Anstalt“ und „heute Show“.

Gewählt wird der neue Intendant wahrscheinlich noch von einem Fernsehrat, dessen Besetzung der anstehenden verfassungsrechtlichen Überprüfung kaum standhalten dürfte. Doch das Urteil wird wohl erst gesprochen, wenn Bellut Intendant ist.

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