Die Zahl der Protestanten und Katholiken sinkt – trotzdem sendet das Erste seit siebzig Jahren „Das Wort zum Sonntag“, als wäre nichts geschehen. Zeit, dass sich die Sendung öffnet. […]
Was aber nicht mehr einleuchtet, ist die Reservierung des sonntäglichen Sendeplatzes für die beiden christlichen Konfessionen. […]
Auch die vielen Millionen, die an keinen Gott glauben, finanzieren das Erste, und die meisten tun es gerne. Es ist ein Programm, das Gemeinschaft stiftet, aufklärt, informiert und unterhält. Warum gibt es aber dann so eine Sonntagspredigt nur von christlichen Theologinnen und Theologen? Es ist ja heute kein Problem mehr, einen digitalen christlichen Gottesdienst auf einer der Plattformen anzubieten. Oder eben, das wäre ein mutiger und folgerichtiger Schritt, Das Wort zum Sonntag auch solchen Menschen zu überlassen, die weder katholisch noch evangelisch sind. Warum spricht es nicht eine Muslima, ein Rabbi oder einfach ein kluger Philosoph? Oder, weil die nun schon überall herumstehen, warum nicht ein buddhistischer Autor? […]
Das Wort zum Sonntag zu erweitern und wechselnde, diverse Besetzungen zuzulassen, wäre ein wichtiger Schritt, die besten Elemente der Moderne in eine vielfältige, postmoderne Öffentlichkeit zu überführen.
Nils Minkmar, sueddeutsche.de, 22.11.2024 (online)