ARD-Programmdirektor Volker Herres: „Qualität heißt für mich, dass das Programm so gut wie möglich ist, egal ob Fernsehfilm oder politisches Magazin. Das gelingt vielleicht nicht durchgehend, aber den Ehrgeiz muss man haben. Und ich halte es mit dem BBC-Motto: „Make the good popular and the popular good“, das heißt: Ich strebe nach Exzellenz … Ich bin zutiefst überzeugt davon, dass man Quote und Qualität vereinbaren muss, um ein Millionenpublikum für relevante Themen zu gewinnen. Das ist die schwierige Aufgabe, vor der wir stehen: Wir müssen eine Gesellschaft, die immer weiter zerfällt, vor dem Fernseher zusammenführen.“
ZDF-Intendant Thomas Bellut: „Es gibt keine Pauschalantwort auf die Frage. Gerade habe ich ein Projekt über Richard Wagner freigegeben; es kostet über zwei Millionen Euro. Davon verspreche ich mir hohe Qualität. Ob ich sie auch bekomme, erfahre ich erst hinterher. Das ist immer so. Bei dem Weltkriegsdrama Unsere Mütter, unsere Väter stand das auch nicht von Beginn an fest. … Einen grundsätzlichen Qualitätsstandard muss es immer geben. Abends schalten mehrere Millionen Zuschauer ein; hätte da niemand etwas auszusetzen, wären wir überrascht. Aber natürlich müssen wir uns auch immer wieder Fragen stellen wie: Sollten wir unsere Politikberichterstattung erneuern? Wie verhalten sich jüngere Zuschauer mittelfristig, und wie können wir sie erreichen?“
Auf die Frage, was passieren würde, wenn ARD und ZDF ein exzellentes Programm machten, das die Kritiker lobten, aber die Quoten einstellig wären, antwortet Volker Herres: „Die Folge wäre eine Diskussion, die sich auf einen Satz verkürzen lässt: Warum müssen alle Beiträge für ein System zahlen, das von einem Großteil der Bevölkerung gar nicht genutzt wird?“ Und Thonmas Bellut führt aus: „Wenn wir zur Hauptsendezeit nicht mehr so viele Menschen erreichen würden wie bisher, hätten wir auf die Dauer ein Problem: Dann würden Bundeskanzler oder Ministerpräsidenten ihre Interviews nicht mehr dem heute-journal im ZDF oder den Tagesthemen in der ARD geben, sondern womöglich einem Privatsender. Das darf nicht passieren.“
Nun, auch bisher erreichen ARD und ZDF zur Hauptsendezeit jeweils selten mehr als ein Viertel der Zuschauerinnen und Zuschauer. Wobei diese nur einen Teil der Bevölkerung ausmachen. Gegen 21 Uhr schauen im Jahresdurchschnitt ca. 34 Mio. Menschen Fernsehen. Selbst in einem solchen Fall sind es dann 8,5 Mio. Menschen – also ca. 12 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahre. Es ist also Standard, dass man Minderheiten erreicht. Doch müssen ARD und ZDF nicht darauf abzielen, möglichst viele Minderheiten möglichst oft zu erreichen. Schließlich zahlen ja alle Gebühren. Man müsste also darauf zielen, wenn man die Beitragszahler im Blick hat, mit seinen Programmen eine hohe Wochenreichweite zu erzielen. Der Tagesmarktanteil kann da nachrangig werden.
Heute-Journal-Moderator Claus Kleber: „Wir haben einzig und allein die Aufgabe, möglichst viel relevante Information in möglichst viele Köpfe zu bringen. Wir müssen nicht Zuhörerschaften generieren, damit unser Arbeitgeber sie minutenweise an die Werbung vermieten kann. Das ist ein anderes Geschäftsmodell.“
„Öffentlich-rechtlicher Rundfunk und privater Rundfunk sind der freien individuellen und öffentlichen Meinungsbildung sowie der Meinungsvielfalt verpflichtet.“
(Präambel Rundfunkstaatsvertrag)
„Berichterstattung und Informationssendungen haben den anerkannten journalistischen Grundsätzen, auch beim Einsatz virtueller Elemente, zu entsprechen. Sie müssen unabhängig und sachlich sein. Nachrichten sind vor ihrer Verbreitung mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf Wahrheit und Herkunft zu prüfen. Kommentare sind von der Berichterstattung deutlich zu trennen und unter Nennung des Verfassers als solche zu kennzeichnen.“