Zitiert: Absage an journalistische Kompetenz beim „Tagesspiegel“

Das Motto der Zeitung, so steht es über dem Eingang des Medienhauses am Askanischen Platz, war bisher „Rerum cognoscere causas – die Ursachen der Dinge erkennen“. Mit der Verkleinerung des Formats beginnt anscheinend auch – zumindest im Medienbereich – eine Reduzierung der journalistischen Kompetenz. Eine „Investition in den Journalismus“ ist die Einstellung der Medienseite jedenfalls nicht. […]

Die Hintergrundberichterstattung über Medien- und Medienpolitik ist in den Tages- und Wochenzeitungen rückläufig und selbst die Fachpresse musste in den vergangenen Jahren

Federn lassen. Der „Tagesspiegel“ gehörte bisher zu den wenigen Massenmedien, die mit Sachkenntnis, Leidenschaft und Hartnäckigkeit über Untiefen und steile Gipfel deutscher und europäischer Medienpolitik informierten. Die Artikel des Teams um Joachim Huber, wurden nicht nur von den medienpolitischen Insidern beachtet, sondern leisteten auch für den „normalen“ Leser eine wichtige Aufklärung über medienpolitische Zusammenhänge und Entwicklungen. […]

Das Ende der Medienseite beim „Tagesspiegel“ ist aber auch ein pressehistorischer Einschnitt. Mit ihr betrat die Tagespresse Neuland: 1986 hatte der ehemalige „Tagesspiegel“-Redakteur Lutz Hachmeister ein Konzept für eine Medienseite geschrieben – auch unter diesem Titel. Hachmeister wurde als Redakteur angestellt und hat dann die Medienseite aufgebaut, die ab 1989 auch unter diesem Namen erschien. Nach 33 Jahren kommt nun der Abschied, in einer Zeit, in der auch für die Verlage medienpolitisches Engagement und ein Verständnis der Öffentlichkeit für notwendige Veränderungen und entsprechende politischen Rahmenbedingungen überlebenswichtig sind.

Helmut Hartung, medienpolitik.net, 28.11.2022 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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