Ob Künstler, Politiker oder Rockstars – Rechtsanwalt Christian Schertz hat zahlreiche Prominente vertreten und ist dadurch selbst zu einer Person des öffentlichen Interesses geworden. Der in Berlin geborene Jurist hat sich auf Meinungs- und Pressefreiheit spezialisiert, seit über 30 Jahren kämpft er für den Schutz der Persönlichkeitsrechte, wenn diese durch „mediale Verführungen“ bedroht sind. Waren zu Beginn seiner Tätigkeit als Anwalt in den 1990er Jahren vor allem die Prominenten davon betroffen, kann die Verletzung der persönlichen Ehre heutzutage jeden treffen – Internet und Sozialen Medien „sei dank“. […]
Schertz beklagt die Empörung in der medialen Berichterstattung. „Galt früher noch das Wort von Hans Joachim Friedrichs, sich als Journalist mit keiner Sache gemein zu machen – auch nicht mit einer guten –, will der Journalismus heute oftmals die Welt besser machen. „Das Missionieren tut der öffentlichen Debatte nicht gut“, meint Schertz. „Haltungsjournalismus führt zu Aggressionen und überhitzten Debatten. Das hat sich in den vergangenen 40 Jahren verändert.“ Der Rechtsanwalt Christian Schertz hat sich dem angepasst. Medien oder große Verlagshäuser vertritt er nicht mehr. „Ich habe Jura nicht nur für die Schönen und Reichen studiert, sondern möchte vor allem ganz normalen Menschen helfen, die zufällig in die Schlagzeilen geraten. Wenn Eltern das eigene Kind, das sie auf tragische Weise verloren haben, auf der Titelseite einer Boulevardzeitung sehen, sind die psychischen Folgen verheerend“, erklärt Schertz. In der Forschung ist vom „Medienopfer-Syndrom“ die Rede. „Hier liegt mein Antrieb, es ist eine humanistische Grundgesinnung. Der Mensch ist das Maß aller Dinge“, bringt er es auf den Punkt. „Für alles gibt es eine Lobby – Autos, Versicherungen – nur der Mensch hat keine.“
Silke Engel, uni-potsdam.de, 17.07.2025 (online)