Gegen das Votum der zuständigen Redaktionen haben sich die Kulturchefs der ARD für Thilo Mischke als Moderator entschieden. Auch intern gingen sie nicht auf die inhaltliche Kritik ihrer Redakteure ein. […]
Die Abläufe der Be- und Absetzung Mischkes offenbaren aber derart erschreckende Zustände innerhalb der ARD, dass man die Programmverantwortlichen damit nicht davonkommen lassen sollte. Das gilt nicht nur für die Programmdirektorin Christine Strobl, die versuchte, allein die Kritik an der Personalie und die Angst vor einem „Shitstorm“ für den Rückzieher des Senders verantwortlich zu machen. […]
Erschreckend dickköpfig und engstirnig ist aber auch, wie sich die Kulturchefinnen und -chefs der sechs beteiligten Sender in der Geschichte verhielten, und zwar sowohl was die Entscheidung selbst als auch was die interne Kommunikation betrifft. […] Nach deren Votum gewann nämlich nach dem Casting von fünf potentiellen Nachfolgern, das schon im vergangenen Juni stattfand, ein anderer Kandidat (der nicht genannt werden möchte) klar mit vier Stimmen, nur zwei Sender sprachen sich für Mischke aus. Und auch bei der Zuschauerbefragung im Oktober lag Mischke nur in Kategorien wie Jugendlichkeit vorne, im Bereich Seriosität und kulturelle Kompetenz konnte er nicht überzeugen. Trotzdem entschieden sich die Programmverantwortlichen ohne nochmalige Rücksprache für ihn, wodurch sich am Ende selbst die, die für ihn gestimmt hatten, übergangen fühlten.
Harald Staun, faz.net, 08.01.2025 (online)