Die Zeiten werden härter fürs Hörspiel. Dafür gibt es eine Reihe Gründe: der Spardruck, der auf den öffentlich-rechtlichen Sendern lastet. Der interne Rechtfertigungsdruck, dem diese für Radioverhältnisse teuren Produktionen in einem hochkulturfeindlicher werdenden System ausgesetzt sind. Der Wegfall von Preisen und Förderstrukturen. Die Streichung von Sendeplätzen bei den Kulturwellen. Die wachsende Konkurrenz durch günstiger produzierte, Qualitäts-Maßstäbe senkende Hörspiele privater Anbieter. […]
Den Sommer über, wenn viele Menschen in Ferien sind und außerdem das ARD-Radiofestival mit klassischer Musik das Kulturradio-Programm prägt, werden kaum neue Stücke ausgestrahlt. Die ballen sich nun im Herbst, zudem finden von 7. bis 10. November in Karlsruhe die ARD-Hörspieltage statt, die immer auch eine Art Leistungsschau sind. […]
Denn je höher der Kunstanspruch, desto kritischer wird es mittlerweile für Autorinnen und Regisseure […]
Apropos Auszeichnungen: Auch sie fördern im Nachhinein Qualität, und obwohl die relevantesten allesamt nicht dotiert sind, werden diese Siegerstücke häufig gesendet und deren Urheber verdienen dann an den zusätzlichen Honoraren. […]
Doch seit Hörspiele in der Audiothek in der Regel ein Jahr lang verfügbar sind, wofür die Urheber bis zuletzt nur einen läppischen Zuschlag zu ihrem Erstsendungs-Honorar bekommen haben, ist es für Sender widersinnig, ohnehin zugängliche Produktionen im linearen Programm kostenpflichtig zu wiederholen. […]
Dieses kollabierte Drei-Säulen-System aus Erst-, Wiederholungs- und Übernahme-Honoraren ist nun abgelöst durch ein ARD-weit einheitliches Mindesthonorar, das an der zeitgemäßen Nutzung ausgerichtet ist und die Autoren einigermaßen anständig entlohnt, wenn auch längst nicht auf Fernseh-Niveau. […]
Auch müssen aus den Hörspiel-Etats inzwischen Kosten fürs Marketing und teilweise auch Gehälter bezahlt werden – Geld, das in den Produktionsetats dann eben fehlt.
Stefan Fischer, sueddeutsche.de, 05.11.2024 (online)