Es gibt ja oft Gemoser darüber, dass sich ARD und ZDF nicht mehr groß unterscheiden. Wenn es aber darum geht, Einmischung der Medienpolitik ins öffentlich-rechtliche Reich abzuwehren, offenbaren sich deutliche Unterschiede. Das ZDF schaltet auf Angriff, die ARD verhält sich defensiv. […]
Was ist passiert? Die Länder haben losgelegt und wollen ein paar Sender zusammenwürfeln. Das ZDF reagiert markig mit Pressemeldungen des Intendanten, der sich breitbeinig vor Arte („Arte fördert das gegenseitige Verständnis in Europa“) und Phoenix („Phoenix ist unabdingbar für politische Meinungsbildung“) stellt. Und schiebt noch eine Meldung des Fernsehrats hinterher: Dass die Politik den Schwarzen Peter in Sachen Verschlankung den Sendern zuschiebe, „entspricht nicht unserem demokratischen Verständnis“, heißt es da.
Die ARD reagiert dagegen gniffkig-verschnupft und lässt das Fernsehen Fernsehen sein. Dem ARD-Vorsitzenden geht es ums Radio. „Eine Streichung von 20 Hörfunkprogrammen trifft vor allem die Menschen, die diese Radioprogramme schätzen“, sagt Kai Gniffke, was leider ein absurd dünner Pressestellensatz ist. Noch seltsamer ist, dass im Entwurf des Reformstaatsvertrags nur die Rechnung aufgemacht wird: „Aus heute 69 werden 53.“ Das sind doch bloß 16. „Aber die Länder sind der Gesetzgeber und sie können unseren Auftrag verändern, sie können auch Radioprogramme streichen, das ist dann zu akzeptieren“, geht es bei der ARD weiter.
Steffen Grimberg, taz.de, 04.10.2024 (online)