Seit Monaten drohen uns die ARD-Intendanten mit einer „Reform“ ihrer Hörfunkprogramme, Ende November haben sie auf ihrer Sitzung in Köln die Katze aus dem Sack gelassen. Der Maßnahmenkatalog liest sich wie das Handout eines Unternehmensberaters, der aus einem Traditionswirtshaus ein McDonalds zu machen empfiehlt: Bei Info-, Pop- und sogar bei den Kulturwellen sollen die Abendprogramme zusammengeschaltet werden, sonnabends droht die bundesweite Infiltration durch den Nachrichtenkanal des Bayerischen Rundfunks. Die Hörspielproduktionen werden zentral gesteuert, die Stücke „auf die digitale Verbreitung in der ARD-Audiothek fokussiert“, also aus den linearen Programmen verdrängt. Starten soll die medienrechtlich gar nicht vorgesehene Teilnationalisierung der Ländersender im kommenden Frühjahr.
Völlig unklar sind Sinn und Zweck der Übung, die Intendanten wollen mit dem Abbruchunternehmen nur „eine mittlere einstellige Millionensumme“ erlösen. Die ARD sollte ihre Fernsehrechte zur Übertragung von Spielen der Fußballnationalmannschaft an Aldi verhökern, mit dem Erlös könnte sie sich 30 Jahre lang die Deformation der Kulturradios sparen.
Pierre Deason, jungewelt.de, 12.12.2023 (online)