Der Vergleich zwischen einer Romanvorlage und einer Verfilmung hat stets etwas Müßiges an sich. Zu unterschiedlich sind die Erzählweisen, derer sich Romane und Filme oder in diesem Fall Serien befleißigen, als dass ein Vergleich beider mehr als nur ihre simple Divergenz zutage förderte. Von der Regel, einen solchen Vergleich anzustellen, sei im Umgang mit der dritten Staffel von „Babylon Berlin“ an dieser Stelle einmal eine Ausnahme gemacht. …
Problematischer als all dies ist aber an „Babylon Berlin“ etwas anderes: Es ist das willkürliche Spiel mit historischen Details und Personen, das von der Serie zur Spannungssteigerung eingesetzt wurde und so ein geschichtlich problematisches Bild der Weimarer Republik zeichnete. … Es ist diese Willkür, mit der die Serie auf der einen Seite für sich historische Genauigkeit beansprucht, wie etwa in der Darstellung des von Trystan W. Pütter gespielten realen Rechtsanwalts Hans Litten (1903-1938), um sie dann auf der anderen Seite für dramaturgische Effekte wieder zu verraten, die einen das Unterfangen dieser Serie immer wieder in Zweifel ziehen lässt. Der inszenatorische Aufwand, die Arbeit vieler guter Schauspieler, die Leistungen der Trick- und Stuntspezialisten übertrifft die intellektuellen und erzählerischen Anstrengungen bei weitem. Das lässt um weitere Staffeln eher fürchten, als dass man sie sich herbeiwünscht.
Dietrich Leder, Medienkorrespondenz, 22.04.2020 (online)