„Filmförderung ist beides, Wirtschafts- und Kultursubvention, an letzterem hapert es. Bis zu 250 Produktionen entstehen jährlich in der Bundesrepublik, allein im Januar starteten jede Woche fünf einheimische Werke und mehr. Viele davon verschwinden sofort wieder, die Macher haben ihr Auskommen, auch ohne Publikum. Der mächtige und nivellierende Einfluss der mitproduzierenden, auf Quote bedachten Fernsehsender, der Gremienfilz, der Subventionsdschungel mit 19 regionalen und überregionalen Fördertöpfen, all das befördert die Masse, nicht die Klasse.
Bei der Fördergesetzesnovelle muss Filmsubvention mehr denn je auch Kinoförderung sein. Im digitalen Zeitalter haben sich die Produktions- und Verleihkosten von bewegten Bildern verringert. Die ständig notwendige elektronische Aufrüstung der Kinos verteuert hingegen die Präsentation (von der kostspieligen Digitalisierung des Filmerbes ganz zu schweigen). In den Großstädten mit ihrem vielfältigen Angebot von Multiplexen, Programm-, Prämium- und Wohnzimmer-Kinos ist die Welt noch in Ordnung. Aber in der Provinz, der sogenannten Fläche, werden immer mehr Lichtspieltheater geschlossen. Die Bilder sind mobil geworden, vor allem die junge Generation schaut Filme auf dem Monitor zu Hause, auf dem Tablet, dem Smartphone. Das Gemeinschaftserlebnis im Saal kann das nicht ersetzen: Kino gibt es nur im Kino, sagt der Werbeslogan. Auf einem Publikumsfestival wie der Berlinale versteht sich das von selbst. Es kommt darauf an, die Zuschauer auch den Rest des Jahres vor die Leinwände zu locken.“
Christiane Peitz, ndr.de, 05.02.2016 (Weiterlesen)