Die Deutsche Welle soll eine neue Intendantin bekommen – das Verfahren läuft streng geheim, kaum einer weiß Details. Von dem Desaster bei der gescheiterten Intendantenwahl beim NDR scheint man nicht lernen zu wollen. […]
Wie es dann weiterging, ist weniger transparent – und Prälat Jüsten „aufgrund des laufenden Auswahlverfahrens“ wenig auskunftsfreudig. Auf SZ-Anfrage teilte er die Namen der sieben Mitglieder des Rundfunkrats mit, die als Findungskommission jene Person suchen sollen, die für die Nachfolge Limbourgs infrage kommen. Auch, dass die Wahl am 7. Mai stattfinden soll, ist zu erfahren – viel mehr nicht. Während die Rundfunkratssitzungen anderswo teils gestreamt werden, tagt das Aufsichtsgremium von DW als das wohl einzige in Deutschland ausschließlich hinter verschlossenen Türen, so auch bei der Intendantenwahl. […]
In der ersten Märzwoche hätten die sieben Mitglieder der Findungskommission (und der Vorsitzende des Verwaltungsrats von DW sowie eine Anwältin, die mit dabeisaß) sieben von den mehr als 20 Bewerbern in die Räume des Katholischen Büros in Berlin geladen. An eine jeweils etwa 15-minütige Präsentation der Kandidaten habe sich stets eine Fragerunde von maximal 45 Minuten angeschlossen, die zumindest einige im Raum als eher allgemein und nicht sonderlich tiefgehend wahrgenommen haben. Detaillierte Erörterungen zum Konzept, mit dem die Kandidatin oder der Kandidat das Amt mit einem Jahressalär von etwa 290 000 Euro auszuführen gedenkt, sind in so kurzer Zeit kaum abzufragen. Trotzdem scheint es der Findungskommission gelungen sein, nicht etwa eine Vorauswahl für die Wahl durch den 17-köpfigen Rundfunkrat zu treffen – sondern einen einzigen Bewerber auszuwählen. […]
Das Unverständnis ist groß, warum zur Wahl kein offener Austausch mit der Belegschaft erfolgt, warum der Rundfunkrat nicht zwischen mehreren Bewerbern mit unterschiedlichen Profilen wählen wird.
Moritz Baumstieger, sueddeutsche.de, 17.04.2025 (online)