Zitiert: Darf eine Nichtjüdin eine jüdische Figur spielen?

Helen Mirren spielt in einem Kinofilm die israelische Ministerpräsidentin Golda Meir. Jetzt hat sie Ärger, weil sie selbst keine Jüdin ist. […] Darf Mirren Meir spielen? Die Frage ist vielmehr, warum diese Frage neu ist in einer so durchsensibilisierten Branche. Geht die Unterhaltungsindustrie mit Antisemitismus anders um als mit der Diskriminierung von Schwarzen oder Transpersonen? Den gleichen Stellenwert hat Antisemitismus nicht – Diskriminierung geht von oben nach unten, und in Hollywood gibt es wahrscheinlich mehr jüdisches Führungspersonal als irgendwo sonst. … Eines der Argumente, die Caroline Fourest in ihrem Buch „Generation Beleidigt“ von 2019 für ein offenes Besetzen von Rollen ungeachtet der Herkunft anführt, ist, dass es in Filmen meist um eine Person geht und nicht um alle Menschen der ethnischen Zugehörigkeit dieser einen Person. „Castings aufgrund von DNA-Tests?“ heißt das Kapitel, in dem das steht. Wenn man konsequent verlangt, dass statt sich in der Schauspielerei zu üben ein jeder und eine jede nur das verkörpern darf, was sie oder er schon ist, liefe das auf die Abschaffung des Berufs aus, es heißt ja Schauspiel.

Susan Vahabzadeh, sueddeutsche.de, 4.2.2022 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)