Mediale Kunst ist der wahre Ausdruck unserer Epoche. So behauptet es das ZKM, das Zentrum für Kunst und Medien in Karlsruhe. Nun stellt es die eigene große Sammlung auf den Prüfstand – und offenbart einige Fehlstellen in puncto Sinnlichkeit und Verschleiß.
Kunst ist ein Medium. Soweit herrscht Einverständnis. Was „Medienkunst“ sein könnte, harrt noch scharfer Definition. Vorläufig begnügt man sich mit dem Umriss: irgendetwas aus oder mit oder durch die sogenannten neuen Medien, also motorgetrieben, elektronisch, digital, computerisiert, algorithmisch, zahlenbasiert, quellcodegestützt, artifiziell intelligent, kryptografisch zertifiziert, blockchaingeneriert. Der verstorbene Großsammler Frieder Burda hat es populärer ausgedrückt: „Kunst mit Kabel kommt mir nicht ins Haus.“ […]
Nichts altert ja so schnell wie die Gebrauchselektronik, ohne die wir nicht mehr leben wollen. […] Und wenn es um Wiederbelebung alter Programme, um die Sicherung kaum mehr lesbarer Bild- und Tonspuren geht, liegen die Dinge mindestens so komplex wie bei der Restaurierung der antiken Bronzen von Riace oder bei der Sanierung von Rembrandts „Nachtwache“.
Hans-Joachim Müller, welt.de, 07.04.2025 (online)