Für 500 Milliarden Euro wird die Infrastruktur ertüchtigt. Endlich. Aber ohne Strukturreformen kann man das Geld auch gleich verbrennen. […]
Was aber infolge eines nicht auskömmlich finanzierten öffentlichen Raumes, der diesen Titel wegen seiner Infrastruktur-Dysfunktionalität sowohl auf der technischen Seite (Straßen, Schienen, Netz und so weiter) als auch auf der sozialen Seite (Universitäten, Kitas, Hallenbäder und so weiter) kaum verdient, tatsächlich geschwächt und eben nicht gestärkt wird: Das ist das öffentliche Vertrauen in den Staat. Genau deshalb bröckelt auch das politische Vertrauen, das soziale Vertrauen und, besonders ruinös, die ökonomische Basis der Gesellschaft.
Dieses Vertrauen wird nicht nur durch das Migrations-Überthema untergraben oder durch Corona-Verschwörungsmythen, sondern es wird idealerweise im Alltag jener Menschen erzeugt, die wissen, dass sie in einem Hochsteuerland leben und einen Großteil ihrer Einkommen an einen Staat abdrücken, der offenkundig auch mit Unsummen kaum in der Lage ist, wenigstens die Basics zu gewährleisten. […]
Aus der Diskrepanz zwischen immensen Steuermitteln und enormen Infrastruktur-Defiziten erhellt sich der Siegeszug des Populismus. Wenn der Staat in der unmittelbar erlebbaren Sphäre des nahen Umfelds nicht handlungsfähig ist: Warum sollte man seinen Institutionen trauen, warum sollte man zuversichtlich in die Zukunft schauen? […]
Das Vertrauen in den Staat wird im Alltag der Menschen erzeugt
Gerhard Matzig, sueddeutsche.de, 06.05.2025 (online)