In einem aufwendigen Eye-Tracking-Versuch hat das Wiener Museum seine Besucher beobachtet und leitet Erkenntnisse ab, die auch für die Zeitung interessant sind.
In jeder Bahn ein Bildschirm: Informationen und Werbung werden einem mit zunehmender Penetranz ins Gehirn gepresst. Wie man trotzdem nicht den Verstand verliert. […]
Die Studie schafft Klarheit über die Lesebereitschaft des Museumspublikums. Diese nimmt ab, je länger die Texte auf den Werkerklärungen sind. Bevor jetzt die Gestalter heftig Nicken und ihre an die Autoren gerichtete Bitte um Kurzfassung bekräftigen, sei auf einen letzten Versuch hingewiesen: Als man die Hälfte der Bilder aus einem Saal entfernte, veränderte sich die Betrachtungszeit kaum, die Lesezeit hingegen verdoppelte bis verdreifachte sich. Man könnte denken, dass das Interesse am Text zunimmt, je sparsamer die Bebilderung ist. Wenn das für Museen gilt, wird das für Zeitungen erst recht gelten.
Ulrich Seidler, berliner-zeitung.de, 02.12.2024 (online)