Welche Inhalte die Menschen interessieren, kann heute jede Redaktion mithilfe von Analysetools beantworten. Oder?
Die meisten Datenschätze haben einen Haken: Sie zeigen, was diejenigen interessiert, die bereits auf der eigenen Nachrichtenseite sind. Spricht man mit Verlagsmanagern und Chefredakteuren, wird schnell klar, wer das ist. Polemisch ausgedrückt: Boomer.
So entsteht ein Zerrbild. Die Daten vermitteln den Eindruck, dass Erfolg verspricht, was die vorhandene Leserschaft anspricht. Versucht man Neues, bestrafen „die Daten“ es gnadenlos.
Auf dem Weg in die 2030er Jahre müssen Redaktionen und Verlage daher neue Datenakzente setzen: Wo sind die Interessen derer, die noch nicht auf der eigenen Plattform sind? Diese Zahlen sind weitaus komplexer zu erheben, denn sie erfordern die Integration unterschiedlichster Datenquellen.
Eine so informierte Redaktion schafft damit aber Raum zum Experimentieren. Die Erfolgschancen sind groß: Neue Nutzergruppen anstelle des Versuchs, einen noch höheren Prozentanteil der bereits erreichten Zielgruppe zu erreichen.
René Bosch, meedia.de, 22.01.2025 (online)