Zitiert: Der Resonanzraum für „ostdeutsche“ Kritik fehlt

Wir sagen immer wieder das Gleiche, und es fehlt der Resonanzraum im Politischen, es verfängt nirgendwo, und dann ärgere ich mich hinterher nur wieder, dass ich mich angestrengt habe und es doch nichts bringt. […] Als wir 2017 auf dem Dorf in Brandenburg plötzlich lauter Rechte hatten, darunter ein Pfarrer, habe ich gedacht: Was ist mit den Leuten los? Was ist im Osten eigentlich passiert? Ich habe mir die Zahlen angeguckt und gemerkt, das ist kein gefühltes Unbehagen, da ist richtig was schief. Allein, dass es keine Region in Westeuropa gibt, in der den Menschen, die dort wohnen, so wenig Grund und Boden und Immobilien gehören wie in Ostdeutschland. […]

Mir kommt es so vor, als würde diese tiefe Erfahrung von Kränkung nach der Wende in eine diffuse Wut gemündet sein, in der wahlweise die Eliten oder die Schwächsten attackiert werden. Alles wird als ungerecht empfunden. Das wirkt oft absurd, ich erlebe das bei uns auf dem Dorf ständig. Ich bin überzeugt, dass es hilft, zu sortieren. Und die Herabsetzungen, die die Ostdeutschen immer wieder auf allen Ebenen erlebt haben, auch drastisch zu benennen. Statt von Transformationskompetenz und Resilienz der Ostdeutschen zu faseln. Und endlich systematisch Abhilfe zu schaffen, wo man noch rankommt: bei Löhnen, Renten, Infrastruktur und zuallererst bei Repräsentanz in Verwaltung und Medien. […]

Wenn man sagt, das ist ein globales Phänomen, ist das ein gutes Argument dagegen, dass die Ostler ja alle eine totalitäre Gehirnwäsche hatten und nicht imstande sind, sich demokratisch zu verhalten

Frauke Hildebrandt, berliner-zeitung.de, 17.11.2024 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)