Zitiert: Der typische neurechte Text

Der typische neurechte Text beschreibt die Gegenwartsgesellschaft als eine Welt, in der die Autorität erodiert: als eine entgrenzte und fragmentierte Welt, die an ihren inneren Widersprüchen zugrunde geht. Dazu wird direkt das passende Gegenmittel angeboten, nämlich die Wiederaufrichtung von Autorität und Ordnung, die mit verschiedenen Strukturen identifiziert wird, sei das die Nation, Familie oder andere identitäre Ersatzentwürfe – das ist dann im Grunde austauschbar. Die Krisendiagnose, auf die das alles hinausläuft, lautet Dekadenz. Benedikt Kaiser kommt in jedem seiner Bücher zu dem Fazit, dass die Gegenwart dekadent sei.

Im Grunde sind dann alle diese Bücher gleich aufgebaut. Seit der Französischen Revolution finden sich immer wieder die gleichen Verfallsdiagnosen mit den gleichen Beschreibungen, den gleichen Semantiken und den gleichen Lösungsangeboten. An dieser Redundanz wird schon deutlich, dass das vor allem eine Projektion ist. Die Krisendiagnose steht im Grunde schon fest und ist tief im rechten Kanon verankert. Dann schaut man in die Gesellschaft, sucht sich sehr selektiv Phänomene heraus, die diese Beschreibung stützen, und packt wieder einmal das Label Dekadenz darauf. Fertig ist ein neues Buch. […]

Es geht dabei vor allem um Ornamentik, also eine Architektur, die nicht rational und funktional ist, sondern kitschig. Ornamente drücken etwas aus, was im Kern gar nicht vorhanden ist. So können wir auch die rechte Theorie verstehen. An ein rechtes Lebensgefühl werden quasi einfach Ornamente von intellektueller Anmutung gepackt, um sich als intellektuell und belesen zu inszenieren. Und offensichtlich wird das auch von außen wertgeschätzt, obwohl es einfach nur Kitsch ist – wie eine Stuckfassade vor einem Betonbau. Es ist vor allem eine Theorie-Ästhetik, die dort simuliert wird.

Felix Schilk, nd-aktuell.de, 12.07.2024 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)