Zitiert: Die lähmenden Mechanismen des Medienbetriebs

Weil sie seit ihrem Rücktritt offener und ehrlicher spricht, kriegt die ehemalige Grünen-Chefin Ricarda Lang viel Lob von Journalist:innen. Nur ihre Kritik an der Rolle von Talkshows und Medien wird dabei geflissentlich überhört, beobachtet Peer Schader. […]

Die Schere im Kopf komme nicht von ungefähr, führte Lang in der Sendung weiter aus. „Man ist in Talkshows wie dieser und hat teilweise schon die Angst: Welcher 30-Sekunden-Schnipsel landet nachher im Netz?“ Diese Skandalisierungsfurcht führe dazu, dass kaum noch jemand einen Gedanken unvollendet in den Raum stelle oder eine Position zur Diskussion anbiete. […]

Nun ist Langs Verwandlung gar nicht so drastisch, wie manche sie wahrnehmen. Schon während ihrer Amtszeit reflektierte sie die Rolle der Medien kritisch. […]

Die Medien applaudieren ihr für den Klartext – und gehen zügig zur gewohnten Tagesordnung über, ohne auch nur den Anschein zu erwecken, die eigene Rolle in diesem Spiel zu hinterfragen.

Dabei wäre genau das nötig: Ein System, das Politiker:innen in eine permanente Rechtfertigungshaltung zwingt und jedes unbedachte Wort sofort gegen sie verwendet, trägt erhebliche Mitschuld am voranschreitenden Vertrauensverlust in die Politik.  […]

Dass die Medien eine Debatte darüber nicht selbst führen, ist nicht verwunderlich, aber trotzdem eine Schande. Dabei wäre es allerhöchste Zeit, die Runden bei Miosga, Maischberger, Illner & Co. regelmäßig auch zur problematischen Rolle einzuberufen, die Medien und Journalist:innen im Kampf um das Grundvertrauen in die Demokratie spielen.

Peer Schrader, dwdl.de, 25.01.2025 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)