Die historische Niederlage des Westens in Afghanistan, die Desaster im Irak und in Libyen sowie der Krieg Russlands gegen die Ukraine zeigen die Notwendigkeit hintergründiger und qualitätsvoller Diskurse. Die Festschreibung der Bundeswehr als Parlamentsarmee bedeutet die besondere Verpflichtung, mit diesem Themenkomplex demokratisch-diskursiv umzugehen. Über Truppen-Entsendungen ins Ausland müssen innenpolitische Meinungsbildungsprozesse stattfinden. Parlamentarische Debatten und massenmediale Diskurse sind für demokratische Systeme unverzichtbar. Das OBS-Arbeitspapier fragt, ob das Mediensystem diesen Aufgaben bei der Sahel-Entsendung gerecht geworden ist.
Die Ergebnisse auf einen Blick:
- Experten aus Mali, Niger und Deutschland kritisieren medial „übervereinfachte Realitätswahrnehmungen“ der Sahel-Konflikte; ein Ausblenden von Parlamentsdebatten stößt auf Unverständnis.
- Zu den Militäreinsätzen wird nicht hintergründig im Sahel recherchiert. Es gibt keine Reportagen und keine investigativen Recherchen aus dem Sahel.
- Korrespondenten berichten aus Kapstadt, Paris, Berlin und Rabat; also 2400 bis 6000 km entfernt von Bamako/Mali.
- Hochrangige französische und deutsche Regierungsvertreter dominieren die Informationsquellen; wichtige Quellengruppen aus Afrika kommen so gut wie nie zu Wort. Zum Komplex „Terrorismus“ wird nicht hintergründig aufgeklärt.
- Von breiter Information und nachhaltiger Beförderung eines gesellschaftlichen Diskurses kann keine Rede sein. (Weiterlesen)
Otto-Brenner-Stiftung, 5.52023 (online)
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