Für eine funktionierende demokratische Öffentlichkeit sind journalistische und dokumentarische Formate besonders relevant. Allerdings verwenden ausgerechnet die öffentlich-rechtlichen Anstalten pro Jahr nur ca. 1,5 % ihrer Gesamteinnahmen für entsprechende audiovisuelle Angebote. In aller Regel werden diese
von freien Produzentinnen und Produzenten hergestellt. Nimmt man noch Nachrichten, Auslandsberichterstattung und politische sowie kulturelle Magazine in TV und Hörfunk hinzu, die teilweise von den Anstalten selbst produziert werden, werden geschätzte 4 % bis maximal 5 % der kumulierten Gesamteinnahmen von mehr als 10 Mrd. Euro unmittelbar für Informationsangebote aufgewendet. Die
spezifischen Wissens- und Bildungsinhalte von ARD alpha, mit denen die ARD nominell den im Medienstaatsvertrag vorgesehenen »bundesweiten Bildungsauftrag« abdeckt, sind hierin bereits enthalten und schlagen mit 25 Mio. Euro pro Jahr zu Buche. Das sind gerade einmal 0,25 % der kumulierten Gesamteinnahmen. Aus diesen in der Relation erschreckend niedrigen Zahlen ergibt sich, dass für die
Berücksichtigung der Lebensumstände von etwa 85 % der Weltbevölkerung im Globalen Süden nur einige Promille des Budgets aufgewendet werden. Demgegenüber kostete die gesamte Sportberichterstattung im Jahr 2022 ARD und ZDF insgesamt 855,8 Mio. Euro, das sind annähernd 10 % der Beitragseinnahmen. […]
Seit Jahrzehnten arbeitet eine letztlich überschaubare Zahl an Journalistinnen und Journalisten, Filmemacherinnen und Filmemacher, Institutionen, Verbänden und Medienfestivals daran, Bewusstsein für diese Lage zu schaffen und gleichzeitig ein alternatives Medienangebot bereitzustellen. Der Erfolg ist mäßig, die finanziellen Mittel sind unzureichend. Die Sektion Medienzukunft in der Deutschen Akademie für Fernsehen hat das Problem erkannt und schlägt die Gründung eines Netzwerkes vor.
Dieses Netzwerk arbeitet insbesondere auf die folgenden fünf Ziele hin:
1. Information der Redaktionen und Gremien bei ARD und ZDF, um Bewusstsein für die Problematik zu schaffen und
2. Finanzierung für Debatten einzuwerben.
3. Die Medienpolitik auf die Problemlage aufmerksam machen.
4. Mit passender finanzieller Unterstützung ein regelmäßig betriebenes Forum aufbauen, auf dem über das Thema debattiert wird.
5. Umwidmung von Produktionsbudgets bei ARD, ZDF und anderen für eine umfangreichere Berücksichtigung des Globalen Südens.
Positionspapier, 01.10.2024 (online)