Die TV-Geldtabelle der aktuellen Saison lässt die Bundesliga enger zusammenrücken – allerdings deutlich zu wenig. Das Publikumsinteresse müsste stärker berücksichtigt werden. […]
Die Spreizung bei den Fernseheinnahmen der Bundesligaklubs ist nicht mehr ganz so heftig, wie sie einmal war. Aber der Spitzenreiter FC Bayern (90,2 Millionen Euro) bekommt immer noch 2,7 Mal so viel wie das Schlusslicht VfL Bochum (33,3 Millionen Euro). Und dem Publikumsinteresse angemessen ist die Verteilung noch lange nicht. […]
Vom Zuschauer gerne ignorierte Kunstprodukte wie Hoffenheim und Wolfsburg erhalten fast doppelt so viel ausbezahlt wie Werder. Das liegt daran, dass die Deutsche Fußball Liga (DFL) den Kuchen zu einem Großteil nach den Platzierungen der Vorjahre verteilt, nur bei einem Bruchteil der TV-Gelder wird das Interesse der Zuschauer berücksichtigt. Das bedeutet: Quersubventionierte Klubs, die in der Tabelle vorne landen, bauen dank höherer Fernseheinnahmen ihren finanziellen Vorsprung weiter aus. Die Kräfteverhältnisse verstetigen sich. Und die Liga büßt zunehmend an Attraktivität ein. […]
Sogar in der englischen Premier League ist die Spreizung zwischen dem Ersten und dem Letzten in der TV-Geldtabelle geringer als in Deutschland (1,7:1). Die Gewichtung des Publikumsinteresses könnte unter Berücksichtigung einer Spreizungsobergrenze deutlich nach oben geschraubt werden. […]
In der Aufmerksamkeitsrangliste stehen Schalke und der HSV demnach weiter auf einem Champions-League-Platz, knapp dahinter kommt Werder – allesamt Klubs, die auch im Ausland weiterhin eine gewisse Prominenz haben. Im Ausland klagt die DFL übrigens seit geraumer Zeit über schwindende Erlöse und Einschaltquoten.
Thomas Hürner, sueddeutsche.de, 22.12.2022 (online)