In vernetzten Umwelten gibt es lange Technologieketten, von denen wir alle abhängig sind. Diesen Cloud-Dienst beziehe ich von hier, jene Anwendung von dort. Und dabei muss ich immer im Blick behalten, dass es Updates braucht. Und dass die eigene IT mit jeweils unterschiedlicher Hardware kompatibel sein sollte.
Es braucht außerdem Kompetenzen und Wissen. Entscheidungen müssen getroffen und notfalls auch rückgängig gemacht werden. Nur in eine bestimmte Infrastruktur zu investieren, erhöht die einseitige Abhängigkeit. Wenn Softwarekonzerne ihre Produkte verändern oder größere Updates einspielen, kann das zum Problem werden.
Wenn wir also souverän sein wollen, kann das auch hier Unterschiedliches bedeuten. Wir können den Fokus auf offene Software oder auf die nationale Wirtschaft legen. Oder darauf, zwischen mehreren Anbietern wählen zu können. All diese Ziele setzen jedoch sehr unterschiedliche Mittel voraus. Trotzdem werden sie alle unter dem Begriff der digitalen Souveränität gefasst. Insofern löst der Wunsch nach Souveränität für sich erst mal keine Probleme. Es kommt vielmehr darauf an, danach zu fragen, wer unabhängiger werden will. Und wovon.
Thorsten Thiel, netzpolitik.org, 05.04.2025 (online)