Dass das Publikum online jederzeit alles haben kann, führt nach den Erfahrungswerten des unregulierten Internet zu einer ungeheuren Konzentration: Wenn am Ende ein einziges digitales Literaturformat übrig bliebe, das ohnehin überall empfangbar ist, wäre für die Grundversorgung theoretisch gesorgt.
Dieser Tendenz zu widerstehen, erfordert von den Programmverantwortlichen einen erheblichen Gestaltungswillen, denn die Zahlen lügen nicht und der Spardruck ist groß. Für die Vielstimmigkeit, die Bandbreite der besprochenen Bücher und die kulturelle Landschaft des Landes aber sind solche Zusammenlegungen fatal. Je weniger Sendungen und populäre Menschen als Vermittler es gibt, desto schmaler wird der Flaschenhals, desto geringer also wird die Chance für jedes einzelne Buch, die Geltung zu erlangen, die es womöglich verdient hat.
Felix Stephan, sueddeutsche.de, 08.07.2021 (online)