Alle Bürger bekommen ein jährliches Budget, aus dem sie den Zugang zu Information und Meinungsbildung bezahlen können. Sie können frei entscheiden, welche Zeitung, welches Online-Angebot, welchen Podcast sie abonnieren. Jeder kann sich mit diesem Demokratiepass kostenpflichtige Medienangebote leisten, auch Bezahl-Newsletter, die derzeit eher einkommensstarken Lesern vorbehalten bleiben.
Jeder könnte entscheiden, wofür er das Geld ausgeben will: für die regionale Tageszeitung oder den Newsletter des “Social Media Watchblog”, für das “Handelsblatt Morning Briefing” oder die “Frankfurter Allgemeine Zeitung”. So werden die Menschen in den Stand versetzt, an Meinungsbildung und Information unabhängig davon teilzunehmen, wie viel Geld sie verdienen. Ein Ziel, das ein demokratisches System ohnehin verfolgen sollte.
Ein solcher Demokratiepass umgeht auch das Problem, dass der Staat schwerlich Medien direkt fördern kann, ohne mindestens dem Anschein nach deren Unabhängigkeit zu gefährden: Wenn die Nutzerinnen und Nutzer entscheiden, für welche Medien sie ihr Geld ausgeben, stellt sich diese Frage nicht. Die Einzelnen wiederum fördern damit Projekte, die sie auch real nutzen, die folglich funktionieren. Förderung fließt damit nicht an Empfänger, die möglicherweise hehre Ziele verfolgen, aber von der Öffentlichkeit gar nicht wahrgenommen werden.
Björn Staschen, turi2.de, 23.09.2023 (online)