Zitiert: Ein Social-Media-Post ist kein Projektil

Diese demokratische Öffentlichkeit gerät seit einigen Jahren in das Blickfeld der Sicherheitspolitik. Die Nationen der NATO und der EU sehen sich „Hybriden Bedrohungen“ ausgesetzt, zu denen auch Desinformationsaktivitäten gerechnet werden. Die Aufgabe, geeignete Maßnahmen zur Abwehr möglicher Risiken durch Desinformationen abzuleiten, erzeugt einige konzeptionelle Herausforderungen.

Neben der Klärung, welches Mandat die Regierung in diesem Kontext gegenüber der Öffentlichkeit ausübt, gehört auch dazu, die Implikationen für die Freiheitlichkeit und die Konventionen der öffentlichen Debatte besonders zu berücksichtigen. Der folgende Beitrag referiert zunächst aus einer PraxisperspektiveFootnote 1 exemplarisch den Stand der einschlägigen sicherheitspolitischen Debatte, ihr zugrundeliegender Annahmen und bisheriger Maßnahmen. Danach werden, insbesondere hinsichtlich der Vergleichbarkeit mit konventioneller Kriegführung, Schlussfolgerungen gezogen und weiterführender Forschungsbedarf skizziert. […]

Vor dem Hintergrund dieses Spannungsfeldes erzeugen Desinformationsaktivitäten das immanente Risiko einer Überreaktion oder Reaktion mit untauglichen Mitteln und unbeabsichtigten Effekten. Beispielhaft lassen sich solche Risiken an der Vokabel ‚Informationskrieg‘ festmachen, die in der Debatte oszilliert. Der Begriff suggeriert … einen quasi ballistischen Schlagabtausch mit Informationen, die wie Waffen eingesetzt würden. Tatsächlich ist der Begriff jedoch in der Terminologie der NATO nicht definiert. Wenn ‚information war‘ … tatsächlich die russische Entsprechung zum Konzept der ’strategic communication‘ wäre – sind demokratische Staaten dann gut beraten, die Terminologie und die daran geknüpften Implikationen von ihren Gegnern zu übernehmen? Sollen sie sich – ungeachtet der Frage, ob das so überhaupt funktioniert – ernsthaft selbst mit ‚Informationswaffen‘ verteidigen, indem sie auf Öffentlichkeiten ‚einwirken‘?

Adrian Teetz, Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik, 2.2.2023 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)