Zitiert: eine Perspektive für den rbb

Mein Gedankenexperiment für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und auf  regionaler Ebene konkret für den RBB plädiert daher für zeitgemäßere Themenschwerpunkte beim Informationsangebot durch entsprechenden Umbau der Redaktionen: Ausgebaut werden die Wissenschafts und Wirtschaftsberichterstattung, aber auch die Auslandskorrespondenz und die Berichterstattung über Medien und Journalismus.

Mit dem Fokus auf Wissenschaft wäre tagtäglich für viele „good news“ gesorgt, die freilich stärker journalistisch und damit populärwissenschaftlich aufzubereiten wären. Vom RBB würde ich mir wünschen, dass er dabei die vielfältige Forschungslandschaft in Berlin und Brandenburg ganz besonders im Visier hat und natürlich nicht nur über Forschungserfolge berichtet, sondern auch über die Probleme von Wissenschaft und Hochschulen.

Eine stärkere Fokussierung auf Wirtschaft, vor allem auf die Start-up-Szene in Berlin und Potsdam, wäre wünschenswert. […]

Ein weiterer Akzent wäre die Auslands- und Europaberichterstattung. Über das, was ringsherumum uns passiert, erfahren wir viel zu wenig. Dabei könnten wir oft gerade von kleineren Nachbarn wie der Schweiz, Dänemark oder den Niederlanden vieles lernen. Seitens des RBB verdienten die östlichen Nachbarländer, also Polen und Tschechien, mehr Aufmerksamkeit, denn diese Länder werden auch heute noch, 33 Jahre nachdem Fall des Eisernen Vorhangs, geradezu sträflich von deutschen Redaktionen vernachlässigt. Also bitte nicht den ARD-Korrespondentenposten in Warschau an den WDR verschachern!

Mehr Berichterstattung über Medien und Journalismus könnte das Verständnis der Mediennutzer für den Medienbetrieb und auch ihr Qualitätsbewusstsein schärfen und vielleicht sogar die Sensitivität für die Unverzichtbarkeit des öffentlichrechtlichen Rundfunks. Den Schlamassel, in dem sich der RBB derzeit befindet, hätten wir uns ersparen können, wenn der Journalismus mit derselben Aufmerksamkeit sich selbst beobachtete, die er dem Politikbetrieb widmet.

Zurückgefahren würden in „meinem“ RBB die herkömmliche Politik und die Sportberichterstattung da konkurrieren öffentlich-rechtliche Anbieter meist mit privatwirtschaftlichen Medien, statt Exklusives zu bieten. Auch in der Politik und Sportberichterstattung wären allerdings andere Akzente denkbar: Der RBB könnte die Arbeit der Parlamentarier sichtbarer machen. Sie wären dann medial nicht mehr nur die Mehrheitsbeschaffer für die Exekutive das wäre auch ein Beitrag zur Wiederbelebung von Demokratie. Und beim Sport gibt es eben nicht nur Fußball, sondern unendlich viele Betätigungsfelder, die medial vernachlässigt werden. Wir müssen mit unserem Rundfunkbeitrag ja nicht unbedingt Fußball-Millionäre finanzieren!

Was ebenfalls ausgebaut werden müsste: Programmangebote für die zahlreichen Mitbürger aus der Türkei, aus Russland und der Ukraine und aus Polen, die mitten unter uns wohnen. Und worüber ich mich persönlich freuen würde: ein Klassik und ein Jazz-Radio rund um die Uhr, werbefrei, mit knappster Programm Ansage, so wie es in der Schweiz die SRG ihren Hörern bietet.

Stephan Ruß-Mohl, Berliner Morgenpost, 2.1.2023 (online, Paid)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)