Zitiert: Empathie ist ein zwiespältiger Begriff

Klar brauche ich Empathie, wir lassen uns ja auch gerade auf ein Gespräch ein und begegnen uns mit Respekt, der muss von beiden Seiten kommen. Aber es hat mit Empathie nichts zu tun, wenn ich Sachfragen und Entscheidungen ausweiche und immer nur gute Stimmung verbreiten will. Mich hat ein Zeit-Interview mit dem als „Mister X“ bekannten Folterer in Guantanamo beeindruckt, der über seine schreckliche Arbeit ganz offen sprach. Er war auch deshalb so erfolgreich darin, seine Opfer zu brechen, weil er so empathisch war! Er kannte genau die Schmerzpunkte der Gefangenen. […]

In vielen Firmen hat sich ja die sogenannte 360-Grad-Bewertung von Führungskräften eingebürgert, da wird man darauf trainiert, so zu führen, dass einen alle lieben. Konkret bedeutet das: Alle Leute, die mit dem Chef zu tun haben, dürfen ihn auch bewerten – die Kollegen auf der gleichen Führungsebene, die Mitarbeiter im Team und im schlimmsten Fall auch noch die Kunden. […]

Sich selbst eine Form von Machtkorrektur zu schaffen, das ist die eigentliche Herausforderung für Leute in Führungspositionen. Klar gibt es auch institutionelle Möglichkeiten, mit befristeten Verträgen etwa, dem Vier-Augen-Prinzip oder einem funktionierenden Aufsichtsrat. Aber fast anspruchsvoller finde ich, sich das selbst zu organisieren. So wie zum Beispiel im antiken Rom. Dort gab es das Ritual, dass bei einem Triumphzug hinter dem siegreichen Feldherrn ein Sklave stand. Er hielt einen Kranz aus goldenen Eichenblättern über den Kopf des Siegreichen und mahnte ununterbrochen flüsternd in sein Ohr: memento mori. Bedenke, dass du sterblich bist. Das war ritualisiert.

Peter Modler, sueddeutsche.de, 20.02.2025 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)