Wir befinden uns in einer großen Krise. Die Netto-Budgets für die generellen Produktionen der Sender wurden über die letzten 15 Jahre nicht angepasst und nun wird auch noch viel weniger produziert. Von diesen Faktoren werden viele Produktionsunternehmen gerade erdrückt. Hinzu kommt, dass wir uns in einem kompletten Medienumbruch befinden, der sich auf deutsche Streaming-Plattformen fokussiert, wo ich die Plattformen von Öffentlich-Rechtlichen und RTL+ mit einbeziehe.
Während früher eher von „Local to Global“ angesagt war, geht es heute fast ausschließlich um „Local to Local“-Produktionen. Somit ist der internationale Markt für deutsche Produzenten ausgehebelt. […]
Für den heimischen Markt werden vor allem deutschsprachige Programme gewünscht, nicht mehr so viele internationale Programme. Durch die Umstellung auf Streaming hat sich etwas Grundsätzliches verändert. Es geht nicht mehr um den Marktanteil derer, die gerade schauen. Die Quote ist quasi obsolet geworden, nun geht es um die absoluten Zahlen. Und das ist brutal. Jeder Klick, jedes Reinschauen – und dann, wie lange auf der Plattform geschaut wurde -, zählt. Parallel dazu wurden die Produktionen in der Anzahl stark verkleinert. Die ARD hat vor drei Jahren noch über 38 Doku-Mediatheken-Serien gemacht und ist mittlerweile bei einem Stand von nur noch einem Drittel. Auch diese sollen noch weiter reduziert werden. Hier wird zwar immer gesagt, dass die Budgets entsprechend den Herausforderungen an die Qualität angepasst werden sollen, jedoch sind sie davon noch weit entfernt. […]
Für jede Produktion bei den ÖRR müssen wir inzwischen ein komplettes, großes PR-Package mitliefern. Dabei geht es um Instagram-Stories, um Präsenz auf TikTok, Videos für YouTube und so weiter. Und das macht auch schon einen wesentlichen Teil des Budgets aus. Und darüber ist übrigens zwischen Auftraggebern und Produzenten ein großer Streit entbrannt, weil es noch keinen routinierten Umgang damit gibt, keine klaren Richtlinien und keine Budgets. […]
Die Sender wollen das alles quasi kostenlos und zusätzlich haben, was aber in dem Umfang gar nicht mehr möglich ist.
Christian Beetz, Blickpunkt:Film, 14.07.2025 (online, Paid)