Der „Fall Schlesinger“ taugt letztlich als Musterbeispiel für eine einseitige, personalisierte Medienkampagne, in der eine zunächst gefeierte Person plötzlich tief stürzt und als Sündenbock und Bauernopfer herhalten muss, weil praktisch alle Beteiligten mehr als zufrieden sind, wenn aus einem tatsächlichen oder vermeintlichen RBB-Skandal ein Schlesinger-Skandal fabriziert wird, der tatsächlich oder vermeintlich alle Zutaten aufweist, die einen Skandal so spannend machen: Geld, Gier, Verbrechen, Politik und große persönliche Fallhöhe.
Und der Fall zeigt auch, welche Gefahren mit einer solchen Kampagne verbunden sind. Wenn praktisch alle Medien das Gleiche über eine rechtliche Auseinandersetzung berichten, sich dabei aber irren, kann dies negative Folgen nicht nur für die Glaubwürdigkeit der Medien, sondern auch für den Rechtsstaat haben. Denn nicht jeder Richter ist so souverän wie die Kammer des Landgerichts Berlin, die die Vorwürfe gegen Patricia Schlesinger erkennbar frei von medialer Beeinflussung bewertet hat.
Ralf Höcker, berliner-zeitung.de, 01.03.2025 (online)