Oft wird ja suggeriert, man könne Filterblasen entschärfen, indem man Menschen mit abweichenden Positionen konfrontiere. Bails zufolge verstärkt es allerdings eher die Voreingenommenheit, in sozialen Netzwerken anderen Meinungen ausgesetzt zu sein. Das liege auch daran, dass sich Begegnungen im realen Leben von denen im Netz unterscheiden. …. Die Effekte des berüchtigten Microtargetings seien sehr klein oder nicht vorhanden, gerade auch bei politischer Werbung. Wir erinnern uns: Microtargeting, das ist die direkte Werbeansprache von Usern anhand von persönlichen Merkmalen. Beispiel: Eine Wahlbotschaft zum Tempolimit auf der Autobahn wird auf Facebook gezielt Berufspendlerinnen angezeigt. …
Gerade weil Konzepte wie Filterblasen oder Microtargeting zu viel benutzten Schlagworten geworden sind, lohnt sich ein regelmäßiger Blick auf den Forschungsstand dazu – sonst spricht man den großen Plattformen in Zweifelsfall mehr Macht zu, als sie ohnehin schon haben.
Annika Schneider, MDR Altpapier, 14.09.2021 (online)