Aber von den Diskursen der Gegenwart bleibt natürlich auch und gerade Hollywood nicht verschont. Viel zu lange entsprachen die Rollenbilder vieler US-Filme den konservativen Klischees der Nachkriegszeit, Rassismus und Misogynie inklusive. Weil gerade die Amerikaner es aber gern übertreiben mit der Pendelbewegung von einem Extrem ins andere, ist man in Hollywood mittlerweile mehr als übervorsichtig geworden, was Drehbücher und Besetzungen angeht. Das führt bisweilen zu einem beeindruckenden Diversitätsaktionismus, an dem sich natürlich die Hüter der alten Rollenbilder stoßen.
Auf der einen Seite hat man nun also eine Filmindustrie, die fast schon manisch auf political correctness achtet, was nicht immer zur Qualität der Filme beiträgt, wenn diese am Diversitätsreißbrett entworfen werden. Auf der anderen Seite stehen unversöhnlich die Internethetzer. Sie fühlen sich von jeder Kleinigkeit provoziert, die nicht ihrem veralteten Weltbild entspricht. Und sie verkünden gerne gleich das Ende der Welt durch zu viel Wokeness.
David Steinitz, sueddeutsche.de, 16.08.2023 (online)
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