Klar ist aber auch, dass die Gegebenheiten der jeweiligen Plattformen gewisse Einschränkungen für die Gestaltung von Content vorschreiben. So geht es für die Öffentlich-Rechtlichen neben den Ein- und Umschaltquoten nun auch um Klickzahlen, Algorithmen und Swipeverhalten der verschiedenen Publika. Gesichter und trendige TikTok-Sounds klicken gut, politische Inhalte eher weniger. So ist schon länger bekannt, dass Plattformen wie Instagram und TikTok sogenannte Shadowbans einsetzen, um unerwünschte politische Inhalte in ihrer Reichweite zu beschränken. Für öffentlich-rechtlichen Anstalten besteht also von vornherein ein Konflikt: Wie bespielt man Plattformen, die nicht nach den eigenen und gewohnten Regeln funktionieren? [..]
Besucht man beispielsweise den Instagram-Account von funk – von ZDF und ARD gemeinsam finanziert – findet man zwischen humortechnisch eher veralteten Memes und Infos über die Vorteile von kalten Duschen, Gedanken etwa darüber, wie es unserer Demokratie eigentlich so geht. Oder kann auf zehn Slides „Stimmen aus Gaza“ nachlesen. Die Grenzen zwischen Journalismus und Unterhaltung verschwimmen hier immer wieder. […]
Wichtig wäre aber, diese beiden Aufträge nicht arglos zu vermischen. Im linearen Fernsehen ist eine deutlichere Trennung erkennbar: Erst wird Susanne Daubner bei der Tagesschau gelauscht, dann mit den Münsteraner Ermittlern beim Tatort mitgefiebert.
Auf Instagram hingegen folgen bei funk nach einem etwas politischeren Post meist mehrere Beiträge, die eher den Charakter belangloser Anekdoten haben. […]
Das ist alles nicht ganz so einfach. Es gibt Widersprüche und Zielkonflikte – aber kein Patentrezept. Doch eine Frage erlaube ich mir trotzdem: Liebe Öffentlich-Rechtliche: Bevor ihr eure Programme gestaltet, denkt daran: Was, wenn wir junge Menschen nur noch das gucken, was ihr für uns raushaut?
Joscha Frahm, freitag.de, 20.05.2024 (online)